Die vier Bewerber um das Bürgermeisteramt in Pinneberg stellten sich den Fragen der Bürger aus Datum und Waldenau.

Pinneberg. Runde eins war von vorsichtigem Abtasten geprägt gewesen. Die vier Bewerber um das Pinneberger Bürgermeisteramt trauten sich kaum einmal aus der Deckung. In Runde zwei kamen die Kontrahenten besser in Schwung. Am Mittwochabend ertönte dann der Gong zur dritten Runde. Annähernd 180 Zuhörer waren ins voll besetzte Gemeinschaftshaus Waldenau gekommen, um die letzte öffentliche Vorstellungsrunde vor der Bürgermeisterwahl am 11. November zu erleben. Ole Bues, Urte Steinberg, Traudchen Perrefort und Meike Oltmanns-Hase wirkten souveräner beziehungsweise angriffslustiger als in der Vorwoche. Der Kampf jedoch blieb erneut ohne klaren Sieger beziehungsweise Siegerin.

Juristin Meike Oltmanns-Hase, 45, zeichnete von sich das Bild einer mit allen Wassern gewaschenen Fachfrau, die es gewohnt sei, zäh um Verträge zu ringen - und schlug zu: Zum Vertrag, den die frühere Bürgermeisterin Kristin Alheit zum Kauf des Geländes der Eggerstedt-Kaserne ausgehandelt hatte, sagte die Nachfolgerin in spe: "Ich habe Grundstücke gekauft, habe auch Kasernen gekauft. Damit, was Frau Alheit mitgebracht hat, wäre ich erst in die Verhandlungen gegangen." Das von der Stadt angestrebte Modell einer GmbH, in das sich ein Investor einkaufe, um gemeinsam die ehemalige Kaserne zu entwickeln, sei zum Scheitern verdammt, so Meike Oltmanns-Hase. "Auf dem Gelände sind Kampfmittel drauf. Die Entsorgung wird Millionen kosten."

Die von GAL & Unabhängigen, Bürgernahen und FDP unterstützte Kandidatin wurde aber auch einmal vom Publikum angeknockt. In ihrem Auftaktvortrag hatte Meike Oltmanns-Hase gesagt, Pinneberg müsse seine Lage am Wasser besser vermarkten, stattdessen vergrabe die Stadt ihre Flüsschen. "Ich habe zwei Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass es hier überhaupt Flüsse gibt", sagte sie - und erntete Hohn aus dem Publikum. Das brachte die 45-Jährige aus dem Konzept.

Urte Steinberg, 54, hatte ein kleines Heimspiel. Die von SPD und CDU unterstützte Kandidatin hatte mehr als 20 Jahre lang in Waldenau gelebt, ist dort noch Mitglied in mehreren Vereinen. Wie bereits in den Vorstellungsrunden zuvor, musste die Referatsleiterin bei der Sparkasse Südholstein viele Fragen hinsichtlich ihrer vermeintlichen Abhängigkeit von den großen Parteien beantworten. "Ich bin parteilos und bleibe parteilos", sagte die 54-Jährige. Als ein Bürger nachhakte, sagte Urte Steinberg fast trotzig: "Lassen Sie mich doch erst mal Bürgermeisterin werden, dann werden Sie das schon erleben."

Auf das Thema Unabhängigkeit ging immer wieder auch der jüngste Bewerber, Ole Bues, ein. "Ich werde weder von Firmen noch von Parteien unterstützt. Deshalb bin ich frei vom Tunnelblick", sagte der 30 Jahre alte pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte. Er stellte in Waldenau das Projekt eines Seniorenbusses vor, das er als Bürgermeister realisieren möchte. Der Bus soll ältere Pinneberger regelmäßig zu zentralen Punkten in der Stadt fahren.

Die Strategie von Traudchen Perrefort, 59, ist die, herauszustellen, dass sie als einzige des Bewerberquartetts über Verwaltungserfahrung verfügt, und zwar reichlich. Sie habe Verwaltung von der Pike auf gelernt, sagte die Fachbereichsleiterin aus der Verwaltung, die für die Bereiche Bildung, Soziales, Kultur, Sport verantwortlich ist. "Konkret zu handeln, ist besser als blumige Visionen zu entwickeln", sagte Traudchen Perrefort. Sie heimste in Waldenau durchaus viel Beifall ein.

Allerdings musste sie sich als Verwaltungsvertreterin auch kritische Fragen zum mutmaßlich katastrophalen Zustand der Pinneberger Schulen gefallen lassen.

Die hohe Verschuldung der Stadt Pinneberg treibt auch die Menschen in Datum und Waldenau um, wie eine Reihe Fragen zeigten. Ein Bürger wollte wissen, welche Vorstellungen die Bewerber hätten, die Kommune schuldenfrei zu bekommen und wie lange das dauern werde. Traudchen Perrefort sagte, dass Pinneberg, indem es unter den Rettungsschirm des Landes schlüpfe, sein strukturelles Defizit verringere. "Alle müssen den Gürtel enger schnallen", sagte die 59-Jährige. Für Meike Oltmanns-Hase ist ein Weg zu sparen der, auf vermeintlich überflüssige und teure Gutachten zu verzichten. Urte Steinberg will sich ein Beispiel an der Stadt Langenfeld in Nordrhein-Westfalen nehmen, die ein Defizit von rund 40 Millionen Euro abgebaut hatte. "Vielleicht brauchen wir in Pinneberg 20 Jahre, vielleicht weniger." Die Antwort von Ole Bues lautete: "Erst durch die Bürgermeisterwahl kommen die ganzen Schulden ans Tageslicht." Bues will sparen, indem er die Zahl der Standesbeamten reduziert und günstiger Büromaterial einkauft - und auf einen Teil seines Gehalts verzichtet