Neue Tempomessgeräte am Schenefelder Stadtzentrum erweisen sich als Goldgrube. 818 Raser in drei Wochen erwischt.

Schenefeld. Der neue Hightech-Blitzer am Schenefelder Stadtzentrum erweist sich als Goldgrube. Allein in den ersten drei Wochen nach seiner Inbetriebnahme leitete die Kreisverwaltung 818 Bußgeldverfahren gegen Autofahrer ein, die mehr als 20 Kilometer pro Stunde zu schnell fuhren. "Das sind Zahlen, mit denen wir so nicht gerechnet haben", sagt Dörte Koppelmann, Leiterin der Bußgeldstelle des Kreises.

Am 19. September um 17 Uhr schalteten die Techniker die beiden grausilbernen Türme scharf. "Bis einschließlich 11. Oktober mussten wir 818 Bußgeldverfahren einleiten", sagt Koppelmann weiter. Zum Vergleich: Aus den Auswertungen der anderen sechs Standorte im Kreis ergaben sich 1644 Bußgeldverfahren - allerdings von Januar bis Oktober 2012. Für 80 Autofahrer resultierte daraus ein Fahrverbot, weil sie mit ihrem Wagen mehr als 30 Kilometer pro Stunde zu schnell waren. In Schenefeld kamen 200 Fahrverbote innerhalb von drei Wochen zusammen.

Die dortigen Blitzgeräte der neuen Generation mit dem Namen Poliscan-Speed sind die ersten ihrer Art im Kreis Pinneberg und stehen auf Höhe der Fußgängerampel am Schenefelder Einkaufszentrum - und zwar unterhalb der Luninezbrücke jeweils in Richtung Pinneberg und Hamburg. Es handelt sich um einen innerörtlichen Bereich, so dass Tempo 50 gilt. Die Geräte, die jeweils im Wechsel scharf geschaltet sind, stehen an der Landesstraße Schenefeld-Elmshorn (LSE) am Ortsausgang in Richtung Pinneberg beziehungsweise in Gegenrichtung kurz hinter dem Ortseingang.

Gerade das stadtauswärts platzierte Gerät steht in der Kritik. Schließlich ist das Ortsausgangsschild nicht weit entfernt, die LSE verfügt hier über zwei Fahrspuren in Richtung Pinneberg. Koppelmann weist Einwände gegen den Standort zurück. "Die Messung erfolgt nicht auf Höhe des Gerätes, sondern bereits viel früher." Im Unterschied zur alten Technik, die die Geschwindigkeit der Autofahrer mit Hilfe von Sensoren im Boden erfasst, scannen die Blitztürme die Autos per Laserstrahlen an drei Punkten. Die Messung erfolgt laut Koppelmann beidseitig auf Höhe der Fußgängerampel beziehungsweise der Bushaltestelle. Gerade diese Stelle sei als Gefahrenstelle identifiziert worden, dort habe es in der Vergangenheit mehrere schwere Unfälle gegeben. Polizei, Stadt und die Anwohner hätten sich für eine Verkehrsüberwachung an diesem Punkt eingesetzt.

"Die hohe Zahl der Fälle bestätigt uns in der Auswahl der Messstelle", sagt Koppelmann. Ein Autofahrer sei in den ersten drei Wochen gleich dreimal derart zu schnell gewesen, dass jeweils ein Bußgeldverfahren folgte. Die durchschnittliche Geldbuße bei den 818 Verfahren lag laut der Leiterin der Bußgeldstelle bei 80 Euro.

Hochgerechnet auf die Zahl der Fälle bedeutet das eine Einnahme für den Kreis Pinneberg in Höhe von 65 440 Euro. Die beiden Geräte kosteten 80 000 Euro. Damit haben sich die Ausgaben nach gerade einmal drei Wochen nahezu amortisiert.

Rechnet man die Verwarngelder dazu, dürfte der Betrag bereits eingespielt sein. Ein Verwarngeld wird gegen diejenigen Autofahrer verhängt, denen eine Tempoüberschreitung von bis zu 20 Stundenkilometern vorgeworfen wird. Diese Fälle bearbeitet für ganz Schleswig-Holstein die Zentrale Ordnungswidrigkeitenstelle in Neumünster. "Daten von dort bekommen wir erst in einigen Wochen", sagt Koppelmann. Sie geht jedoch davon aus, dass dort sehr viele Fälle aus Schenefeld bearbeitet werden. Der Kreis ist für die Bußgeldverfahren zuständig und übernimmt die Fälle, in denen die Autofahrer Einspruch gegen das Verwarngeld einlegen. Koppelmann: "Die Bußgeldfälle sind eigentlich die Ausnahme, nicht die Regel."

Was meinen Sie, liebe Leser? Ist der neue Blitzer-Standort im Stadtzentrum Schenefeld gut gewählt? Oder empfinden Sie diesen Standort als Abzocke? Schreiben Sie uns ihre Meinung per E-Mail an pinneberg@abendblatt.de