Beim traditionellen Abfischen am Bokeler See sind mehr als zehntausend Gäste dabei. Ein Event zwischen Matsch, Fischen und Spaß.

Bokel. Es plätschert und gurgelt im Wasser. Mit einem lauten Klatschen landet ein großer Kescher mit fünf kolossal Fischen auf dem Sortiertisch. Die Karpfen zappeln und winden sich, spritzen dabei mit Algen, Schlick und Wasser um sich. Die Zuschauer treten da lieber ein paar Schritte zurück, um nicht nass oder schmutzig zu werden. Schon landet der nächste Fischfang auf dem Sortiertisch. Phil Marx tritt näher an den Tisch heran und beginnt die Fische zu sortieren. Phil Marx ist kein Zuschauer, sondern einer von 15 Helfern beim traditionellen Abfischen am Bokeler See.

Mehr als zehntausend Besucher kommen alljährlich nach Bokel um dem Abfischen von Karpfen, Aalen, Forellen beizuwohnen. Das Event hat längst Volksfestcharakter. Kinderkarussell, diverse Buden mit Süßigkeiten, Würstchen, Suppe oder Obst im Angebot stehen dicht an dicht neben den Kunsthandwerkern, die Wollprodukte und vor allem Selbstgemachtes verkaufen.

Bei bestem Wetter kamen am Wochenende wieder viele Tausend Gäste und Fischfans an den Bokeler See. "Wir sind seit zehn Jahren regelmäßig dabei", sagt Herma Radicke. "In diesem Jahr sind sehr viele Leute hier. Das liegt mit Sicherheit am guten Wetter." Obwohl sie und ihr Mann keine Karpfen-Fans seien, sei das Abfischen doch immer wieder nett, sagt sie. "Karpfen werden wir hier nicht kaufen. Aal mögen wir lieber oder Forelle." Anders als viele andere Gäste sind sie aus dem Nähe von Bokel angereist. "Wir kommen aus dem Kreis Steinburg. Die meisten Besucher hier kommen aber aus Hamburg", sagt Herma Radicke.

Phil Marx ist seit sieben Jahren als Helfer beim Abfischen dabei. "Ich bin gern hier, vor allem wegen der Leute. Manche sehe ich sehr lange nicht und dann ist es immer schön, wenn ich sie hier treffe." Zwei Tage nacheinander steht der Westerhorner jeweils von morgens bis abends am Sortiertisch. "Als Helfer fängt hier jeder klein an. Die meisten beginnen mit 14 Jahren und erledigen dann kleinere Aufgaben", sagt Phil Marx. Berührungsängste mit dicken Karpfen und langen Aalen dürfe man nicht haben. "Wer länger dabei ist, darf am Sortiertisch ran oder am Netz. Man arbeitet sich hoch."

Beim Abfischen wird der Forellenbach, der den 20 Hektar großen Bokeler See mit Wasser speist, umgeleitet. So bleibt nur ein kleines Rinnsal übrig in dem sich die Fische zentnerweise tummeln. Sie werden einfach mit der Strömung aus dem See hinausgespült. Über eine Schleuse wird reguliert, wie viel Wasser und demnach auch wie viele Fische bei den Helfern auf der anderen Seite ankommen. Mit einem Netz werden die Tiere direkt an der Öffnung der Schleuse gefangen und mit Keschern auf den Sortiertisch gehievt. Dort beginnen Phil Marx und seine Helfer-Kollegen damit, die Fische zu sortieren. Dabei spielen Größe und Art der Fische eine Rolle. Die kleinen Tiere kommen wieder uns Wasser um weiter zu wachsen. Die richtig großen Fische kommen allerdings in den Verkauf, wo die Karpfen für 4,50 Euro pro Pfund erstanden werden können.

Bis ins kommende Jahr hinein gibt es in Bokel Karpfen zu kaufen. Das Ringhotel Bokel-Mühle bietet den Speisefisch im Restaurant oder zur eigenen Zubereitung im Verkauf an.

Phil Marx ist mittlerweile über und über mit Matsch bespritzt. Das macht ihm nichts aus. "Ich helfe hier immer gerne. Es ist eine schöne Atmosphäre", sagt er. "Das Abfischen ist ein Termin, auf den ich mich lange freue."