Todesstrecke LSE: 18 schwere Unfälle innerhalb von vier Jahren - jüngst starben ein Vater und sein Sohn. Gegenmaßnahmen sind nicht geplant.

Pinneberg. Die Landesstraße Schenefeld-Elmshorn (LSE) wird immer mehr zur Todesstrecke. Sechs Unfallopfer zählte die Polizei in den vergangenen zehn Jahren. Allein 2012 sind bereits drei Todesopfer zu beklagen. Zuletzt kamen am Mittwochnachmittag ein 45 Jahre alter Vater aus Hetlingen und sein drei Jahre alter Sohn bei einem Frontalzusammenstoß auf der Landesstraße 103, wie die LSE offiziell heißt, ums Leben.

Mysteriös ist, dass sich alle schweren Unfälle auf dem zweispurigen, nicht mit einer Leitplanke versehenen Abschnitt zwischen Pinneberg und Halstenbek ereigneten. Gerade dieser Bereich sei ein Unfallschwerpunkt, sagt Pinnebergs Wehrführer Uwe Kuhlmann. "Es fällt auf, dass wir immer wieder zu schweren Unfällen dorthin gerufen werden." Die Wehr ist für die Strecke vom Kreisverkehr am Westring bis zum Ortseingang Schenefeld verantwortlich und muss immer wieder Autofahrer aus völlig deformierten Fahrzeugen schneiden. "Für uns als Einsatzkräfte stellt das eine schwere Belastung dar", sagt Kuhlmann weiter. Die Forderung des Wehrführers: "Ich würde mir ein Überholverbot und ein Tempolimit auf diesem Abschnitt wünschen."

Eine Forderung, die Winfried Schmidt zurückweist. Er ist Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeidirektion Bad Segeberg. "Die Unfälle resultieren nicht aus der Beschaffenheit der Straße, sondern aus dem Verhalten der Autofahrer", sagt Schmidt. Tempolimits und Überholverbotszonen seien laut Straßenverkehrsordnung nur dann geboten, wenn eine konkrete Gefahr erkennbar sei. Dies sei auf der LSE gerade nicht der Fall. Die Fahrbahn sei in vielen Teilen schnurgerade gut einsehbar.

In den vergangenen vier Jahren hat die Polizei laut Schmidt auf der LSE 18 Unfälle aufgenommen. Die Bilanz: vier Tote, sieben Schwer- und neun Leichtverletzte. "Die Unfälle spielen sich auf dem gesamten Streckenabschnitt ab. Es ist zwar die selbe Straße, aber nie dieselbe Stelle", so Schmidt weiter. Er kündigt an, dass sich in Kürze die Polizei, die Verkehrsaufsicht des Kreises und der Straßenbaulastträger - für die LSE als Landesstraße ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr mit Sitz in Itzehoe zuständig - zusammensetzen und über die Situation sprechen wollen. Kai-Uwe Schacht ist Chef des Landesbetriebes. Auch er ist der Meinung, dass es keine Patentlösung für die LSE gibt.

Ein kompletter vierspuriger Ausbau scheide schon aus finanziellen Gründen aus. Den zweispurigen Bereich mit einer Mittelleitplanke zu versehen, sei ebenfalls kaum machbar, weil dafür die Straße erheblich verbreitert werden müsste. Schacht: "Wir haben konkret für die LSE nichts geplant." Er verweist darauf, dass laut der Auswertung fast ausschließlich individuelle Fehler der Autofahrer ursächlich seien. Schacht: "Dagegen können wir kaum etwas machen."

Der tragische Unfall vom Mittwochnachmittag ist nach Polizeiangaben vom 45 Jahre alten Opel-Fahrer verschuldet worden. Der Mann, der mit seinem kleinen Sohn in Richtung Pinneberg fuhr, kam laut Zeugen bereits vor dem Unfall auf die Gegenfahrbahn. Er lenkte dann zu stark gegen, sodass der Kombi auf den rechten Grünstreifen geriet. Dort kam der Wagen ins Schleudern, überschlug sich und rutschte auf die Gegenspur, wo er mit dem entgegenkommenden Lkw kollidierte. Möglicherweise war der Mann abgelenkt, suchte etwas im Fußraum. Hinweise auf eine Erkrankung oder eine Alkoholisierung gibt es laut Polizeisprecherin Sandra Rüder nicht. Auf eine Obduktion wird verzichtet.

In Hetlingen, wo Vater und Sohn lebten und der Dreijährige den Kindergarten besuchte, herrschte gestern tiefe Betroffenheit. Die Gemeinde hat den für heute Abend geplanten traditionellen Laternenumzug mit Hinweis auf das tragische Ereignis abgesagt.