An der Halstenbeker Grund- und Gemeinsschaftsschule an der Bek fällt der Unterricht aus, obwohl es keinerlei Probleme gibt.

Halstenbek. Wo sonst 750 Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse für Trubel sorgen, herrschte gestern gähnende Leere. Bereits am Dienstagabend hatten Radiosender landesweit berichtet, dass am Mittwoch in der Halstenbeker Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek der Unterricht ausfällt. Auch am Mittwochmorgen vermeldeten die Sender dies noch. Zur Begründung hieß es, die Heizungsanlage sei defekt.

Eine Überprüfung noch in der Nacht zu Mittwoch erbrachte jedoch keine Hinweise auf eine Störung oder den Ausfall der Anlage. Wie konnte es zu dieser Panne an der Schule kommen? "Am Dienstagnachmittag wurde ich von zwei Kursleitern angesprochen, dass es in den Räumen im Untergeschoss kalt sei", sagt Heinz Kießling. Der Hausmeister überprüfte die Daten der Heizungsanlage, stellte aber keinen Defekt fest. Die Raumtemperatur habe in allen Zimmern bei knapp 20 Grad gelegen. Das bestätigen die Protokolle der einzelnen Messstationen in dem Gebäude.

Auch Christoph Vrieler, Gebäudemanager der Schule, konnte bei der elektronischen Überprüfung weder auffällige Werte noch defekte Wärmepumpen entdecken. Vrieler befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Halstenbek, sondern in Bielefeld. Dort hat der Betreiber der Schule seinen Sitz. Die Schule wurde erst voriges Jahr eröffnet und war in einem Öffentlich-Privaten-Projekt gebaut worden. Deshalb ist die Gemeinde Halstenbek zwar Träger der Schule, nicht aber deren Betreiber.

"Anhand der Datendokumentation können wir zu keinem Zeitpunkt einen Ausfall der Anlage feststellen. Aber ich wollte mir vor Ort ein Bild machen", sagt Vrieler. Ungefähr zur selben Zeit, als sich Vrieler in Bielefeld in sein Auto setzte, beriet in Halstenbek die Schulleitung darüber, was zu tun sei.

"Wir hatten gehört, dass es ein Problem mit dem Heizungssystem gibt", sagt Direktorin Greta Bathke-Redlefsen. Es sei in dem Gespräch signalisiert worden, dass es sich um ein größeres Problem handeln könnte. "Wir wollten vermeiden, dass die Räume am Mittwoch nicht geheizt werden können und wir um 6.30 Uhr die Telefonketten aktivieren müssen", sagt die Schulleiterin.

Deshalb habe der Schulvorstand sich mit Schulrat Michael Doppke beraten, um eine Lösung zu finden. "Nicht geheizte Räume kühlen schnell aus. Wir wollten sicherstellen, dass 750 Kinder nicht frieren", sagte Michael Doppke. Am späten Nachmittag traf Doppke in Absprache mit der Schulleitung die Entscheidung, kein Risiko einzugehen und den Unterricht am Mittwoch ausfallen zu lassen. Nachdem die zuständige Oberschulaufsicht im Kultusministerium in Kiel informiert worden war, rollte die Benachrichtigungswelle.

Daraufhin erst berichteten die Radiosender, dass die Schule am Mittwoch geschlossen bleiben würde. Christoph Vrieler hörte die Nachricht im Autor. "Als die Meldung im Radio kam, konnte ich das nicht glauben", sagt der Gebäudemanager, der gemeinsam mit Heinz Kißling noch am selben Abend die Anlage überprüfte. Erneut mit dem Ergebnis: Die Heizung funktioniert. Dennoch war es am Dienstagabend dann zu spät, den Schulausfall wieder abzusagen.

"In so einem Fall gibt es klare Regeln, wer wen anspricht", sagt Thomas Schunk, Sprecher des Kultusministeriums in Kiel. Für Greta Bathke-Redlefsen und Michael Doppke gibt es Rückendeckung aus dem Ministerium. Die Entscheidung sei im Interesse der Schüler gefallen, sagt Schunk. Kein Verständnis für die Vorgehensweise der Schulleitung hat hingegen Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann. "Die Gemeinde ist Schulträger und wurde überhaupt nicht informiert. Wir haben das auch nur aus dem Radio erfahren". Holger Lange vom Fachbereich Bauen der Gemeinde verweist auf die Verträge mit dem Betreiber, die in einem schweren Fall, den der Ausfall der Heizung darstellt, eine Reparatur binnen fünf Stunden vorsieht. Selbst wenn der Havariefall eingetreten wäre, hätte der Schaden bis zum Mittwochmorgen behoben sein müssen. Immerhin erzielten die Radimeldungen Wirkung: Nur sechs Kinder kamen am Mittwochmorgen in das Schulzentrum.

Als Konsequenz der Panne kündigte die Halstenbeker Rathauschefin Gespräche mit der Schulleitung an. Die 60 Lehrer und Schulangestellte sollen noch einmal eine Einweisung in die Haustechnik erhalten.