Uetersener Gymnasiasten erforschen Schleswig-Holsteins dunkle Seiten der Geschichte. Die Ergebnisse fassen sie in einem Buch zusammen.

Uetersen. Für einen politischen Skandal ist Schleswig-Holstein immer gut. Nicht erst seit Uwe Barschel. Insofern ein dankbares Feld für Schüler, die vor zwei Jahren am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilnahmen, der als Themenvorgabe "Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte" hatte. Es ging um Forschungen zur Lokal- und Regionalgeschichte. Vom Uetersener Ludwig-Meyn-Gymnasium beteiligten sich gleich mehrere Schüler an diesem Wettbewerb. Die Beiträge wurden nun mit weiteren von anderen Schülern aus Schleswig-Holstein in einem Buch mit dem Titel "Skandale in Schleswig-Holstein" zusammengefasst.

Mit der Unterstützung von Geschichtslehrer Sönke Zankel fanden Julian Clement und Björn Rohwer, beide 18, sowie Wagma Hayatie, 21, ihre Themen. Clement und Rohwer beschäftigten sich mit dem Skandal um den Euthanasie-Arzt Werner Heyde in den ost- und westdeutschen Medien. Wagma Hayatie rollte den skandalösen Fall des Euthanasie-Arztes Kurt Borm aus Uetersen auf. Zwei Jahre lang überarbeiteten, korrigierten und verbesserten sie ihre Aufsätze, bis diese nun in ihrer endgültigen Form als Buch erschienen.

"Es ist toll, nach so langer Arbeit nun endlich das Ergebnis in dieser Form in der Hand zu halten", sagt Julian Clement. Die Schüler steckten viele Stunden ihrer Freizeit in das Projekt, das kein Teil des Unterrichts war. "Es ist ein völlig anderes Arbeiten als im Unterricht", sagt Björn Rohwer. "Hier beschäftigt man sich über einen viel längeren Zeitraum mit dem eigenen Text." Wagma Hayatie, die mittlerweile bereits studiert, sagt: "Für das Studium hat mir dieses Projekt auf jeden Fall geholfen. Es verlangt viel Disziplin, sich immer wieder mit demselben Text zu befassen, immer wieder Änderungen vorzunehmen." Auch um den kritischen Umgang mit Quellen zu lernen, sei das Projekt sehr hilfreich gewesen, sagt sie.

Sönke Zankel ist ebenso stolz auf das Buch wie die Schüler. "Ich weiß, wie viel Zeit und Energie die Schüler in ihre Texte gesteckt haben."

Weitere Themen in dem von Sönke Zankel herausgegebenen Buch sind die NS-Vergangenheit schleswig-holsteinischer Landtagsabgeordneter, der sogenannte Pastoren-Skandal von Rellingen, bei dem von 1978 bis 1980 Pastoren wegen ihrer politischen Einstellung angeprangert wurden. Und die Dönitz-Affäre, als der ehemalige Großadmiral und enge Gefolgsmann Hitlers, Karl Dönitz, 1963 an ein Geesthachter Gymnasium als Zeitzeuge eingeladen wurde. Schulsprecher war Uwe Barschel.

Das Buch wurde von Philip Neuenburg und Justin Neumann, beide 19, layoutet. Das Buch "Skandale in Schleswig-Holstein" (ISBN 978-388312-4193) ist von sofort an für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich.