In Uetersen und Elmshorn fielen am Freitag mehrere Fahrten aus. Gewerkschaft droht mit langem Arbeitskampf

Elmshorn/Uetersen. Massive Streiks könnten in den kommenden Wochen den Busverkehr in Teilen des Kreises Pinneberg lahmlegen. Einen ersten Vorgeschmack gab es für viele Fahrgäste bereits am Freitagmorgen: Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hatte die Fahrer der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) und des Unternehmens "Die Linie" in Elmshorn zum Warnstreik aufgerufen. Während in Uetersen fast alle Busse im Depot blieben, gab es in Elmshorn dagegen kaum Beeinträchtigungen.

Hintergrund des Arbeitskampfes ist der Tarifkonflikt des privaten Omnibusverkehrs (OVN) in Schleswig-Holstein. "Der Tarifvertrag ist nach unserer Kündigung bereits Ende Juni ausgelaufen", sagt Mathias Bialuch von der Gewerkschaft Ver.di. Sie fordert einen einheitlichen Lohn für alle Busfahrer im Land. Zurzeit gibt es erhebliche Lohnunterschiede. So verdienen etwa die Busfahrer in Kiel, Flensburg und Lübeck deutlich mehr als die Kollegen im privaten Omnibusgewerbe, weil sie unter die Tarife des öffentlichen Dienstes fallen. "Wir wollen jetzt einen höheren Abschluss erzielen, damit langfristig alle Busfahrer im Land gleich verdienen", sagt Bialuch.

Bisher haben die Arbeitgeber eine über 28 Monate gestaffelte Lohnerhöhung von durchschnittlich 2,2 Prozent für das private Omnibusgewerbe angeboten. "Völlig unzureichend", findet Bialuch. "Das liegt weit unterhalb der Inflation und hängt die Busfahrer von der allgemeinen Einkommensentwicklung ab."

Ver.di fordert für die OVN-Beschäftigten eine monatliche Lohnerhöhung von 150 Euro und liegt damit weit über dem Angebot der Arbeitgeberseite.

"Der Warnstreik am Freitag war der erste, er wird aber nicht der letzte in dieser Tarifrunde gewesen sein", sagt Bialuch. Zwei Verhandlungsrunden sind bereits gescheitert, am Dienstag folgt der dritte Termin.

Die Gewerkschaft hatte Arbeitskampfmaßnahmen in neun Betrieben in Schleswig-Holstein organisiert. Im Kreis Pinneberg waren nur die Unternehmen in Uetersen und Elmshorn betroffen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) mit Sitz in Quickborn verfügen über einen Haustarifvertrag, sie können nicht bestreikt werden. Die Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG), das VHH-Schwesterunternehmen in Schenefeld, will in Form eines Überleitungstarifvertrages die VHH-Konditionen übernehmen. "Für die PVG gilt eine Friedenspflicht bis Ende Oktober", sagt Bialuch.

Die Fahrgäste der KViP dagegen mussten am Freitag lange auf ihren Bus warten. "Die Auswirkungen des Warnstreiks waren sehr groß", bedauert Thorsten Ziehm, der Leiter des Kundendienstes. Von Schichtbeginn um 4.30 bis 9.30 Uhr seien nur fünf von 34 Fahrzeugen auf den Linien unterwegs gewesen. "Alle aus der Geschäftsführung, die einen Busführerschein haben, waren unterwegs", sagt Ziehm, der selbst hinterm Steuer saß. Er fügt hinzu: "Wir haben versucht, alle Linien zu bedienen. Das hat auch geklappt, so dass kein Fahrgast an der Haltestelle stehen bleiben musste." Vorrangig seien die Behinderten- und die Schülerbeförderung bedient worden.

Ver.di-Mann Bialuch bewertet den Warnstreik bei der KViP als großen Erfolg. Im Fall Elmshorn macht er dem Unternehmen "Die Linie" schwere Vorwürfe. "Wir haben den Warnstreik bereits einen Tag vorher angekündigt, um die Fahrgäste zu informieren. Das Unternehmen hat das ausgenutzt, die Dienstpläne geändert und Streikbrecher eingesetzt." Ein Vorwurf, den Linie-Geschäftsführer Lutz Rathje zurückweist. "Wir haben unseren Fahrern freigestellt, ob sie streiken wollen. Der überwiegende Teil wollte lieber arbeiten." Viele Mitarbeiter seien, bevor sie bei dem Unternehmen eine Anstellung bekamen, langzeitarbeitslos gewesen. "Die sagen selbst, dass sie mit ihrem Einkommen zufrieden sind und sich nicht an der Armutsgrenze befinden." Fahrer aus anderen Unternehmensteilen seien nicht in Elmshorn im Einsatz gewesen. "Das würde auch gar nicht gehen, weil sie die Strecken, die zu fahren sind, gar nicht kennen."

Laut Rathje saßen auch die beiden Fahrdienstleiter des Unternehmens hinter dem Steuer. "Es sind nur 3 von 17 Fahrten im Streikzeitraum ausgefallen." Eine Bilanz, die Bialuch nicht gefällt. "Hier ist unsere Gutmütigkeit ausgenutzt worden." Als Folge sollen weitere Streiks in Elmshorn höchstwahrscheinlich nicht mehr vorher angekündigt werden.