Nach der Schule an die Uni oder ins Ausland? Von wegen. Viele Jugendliche fühlen sich zu jung und setzen auf Bundesfreiwilligendienst.

Wedel. Sie helfen bei der Mittagsbetreuung in den Schulen aus, packen im Jugend- und im Stadtteilzentrum an und helfen dabei, dass in der Bücherei der Lesestoff am rechten Platz steht. Aus vielen sozialen Einrichtung sind sie nicht mehr wegzudenken. Die neuen Freiwilligen haben ihren Dienst im Kreis Pinneberg angetreten. Meistens verpflichten sich die Helfer für ein Jahr. In dieser Zeit sorgen sie mit ihrem Einsatz für Entlastung gerade in den sozialen Einrichtungen. So können dort mehr Projekte gestemmt werden. Außerdem bringen sie frischen Wind und neue Ideen mit. So auch in Wedel. Dort sind im Herbst gleich acht solcher Helfer an den Start gegangen, davon vier Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) und vier, die das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) absolvieren. Eine von ihnen ist Sara Papendick.

Die 20 Jahre junge Frau fühlt sich in der Stadtbücherei pudelwohl. Hier ist sie in ihrem Element. Die Uetersenerin outet sich als echte Leseratte. Sara Papendick ist sich sicher: "Ich möchte unbedingt etwas mit Büchern machen." Aber was genau? Sie schwankt zwischen Buchhändlerin und Bibliothekarin, somit auch zwischen Ausbildung oder Studium. Deshalb wählte sie den Freiwilligendienst, um sich erst einmal zu orientieren und über die Aufgaben zu informieren. Acht Bewerber gab es laut Leiterin Andrea Koehn für den Job in der Wedeler Stadtbücherei, den es erst seit einem Jahr gibt. Doch die Wahl fiel sofort auf Sara Papendick, weil sie sich persönlich in der Einrichtung vorstellte. Das kam gut an bei Chefin Andrea Koehn, die sich für die Kandidatin stark machte.

Bewerben können sich die Freiwilligen bundesweit über im Internet unter www.bundesfreiwilligendienst.de . Die Platzbörse wird vom zuständigen Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben gepflegt. Dort können Einrichtungen auch Stellen anbieten. In Wedel laufen in Sachen Freiwilligendienst an öffentlichen Einrichtungen die Fäden bei Martina Reimer aus der Stadtverwaltung zusammen. Sie führt die Bewerbungsgespräche mit den Kandidaten. Über mangelndes Interesse kann sie sich nicht beklagen.

Dank der Nähe zu Hamburg und der Lage an der Elbe lockt Wedel die Interessenten besonders an. Allerdings gibt es dafür andere Probleme. "In Wedel ist Wohnraum teuer", sagt Reimer. Der monatliche Lohn variiert, er darf aber nicht über der gesetzlich festgelegten Maximalgrenze von 330 Euro pro Monat liegen. Damit ist es schwer bis unmöglich eine Wohnung in der Rolandstadt plus den Lebensunterhalt zu finanzieren. Deshalb hat die Stadt die ehemalige Hausmeisterwohnung in ein Domizil für Freiwillige umgewandelt. Derzeit lebt dort eine Helferin, die aus Bad Bramstedt stammt.

Die acht Wedeler Neulinge sind alle nicht älter als 21 Jahre. Dabei richtet sich gerade der 2011 eingeführte Bundesfreiwilligendienst, der nach der Bundeswehrreform den Zivildienst ablöste, auch an ältere Semester. Reimer dazu: "Ja, wir hatten auch ältere Bewerber. In einem Fall passte es auch gut. Aber es scheiterte dann an der Teilzeit." Denn während Freiwillige bis zum 27. Lebensjahr in Vollzeit ran müssen, können Ältere auch ihren Dienst wöchentlich mit 20 Stunden ableisten. Die von der Stadt angebotene Stelle war allerdings ein Vollzeitjob.

Warum die 19- bis 21-Jährigen, die in Wedel jetzt ein Jahr lang ihrem Freiwilligen-Job nachgehen, nach der Schule nicht an die Uni strömen oder ins Ausland gehen? "Wir sind ja alle sehr jung und müssen uns noch entwickeln. Das FSJ bringt uns da weiter", sagt Meike Panacek. Die 19 Jahre alte Wedelerin arbeitet im Stadtteilzentrum "mittendrin" und geht dabei Rainer Bleuel zur Hand. Der bringt die Vorteile für beide Seiten auf den Punkt: "Sie kann sich hier entfalten, kleinere Projekte anleiten. Für uns ist das eine Entlastung."