Auch das siebte Gutachten zu Neubau oder Sanierung des Verwaltungsgebäudes in Elmshorn hilft den Politikern nicht bei der Entscheidung.

Elmshorn. Die Zukunft des Elmshorner Rathauses bleibt weiter offen. Eine am Donnerstagabend im Sonderausschuss Rathaus vorgestellte Expertise hat ergeben, dass eine Sanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Gebäudes aus finanzieller Sicht einem Neubau an anderer Stelle gleichzusetzen ist. Die Kommunalpolitiker hatten sich von den Gutachtern eine Entscheidungsempfehlung erhofft. Sie wurden enttäuscht.

Die Posse ums Elmshorner Rathaus geht weiter. Die Politiker wollen nun bis Ende des Jahres entscheiden, ob das marode Verwaltungsgebäude saniert wird oder ob die Verwaltung ein neues Gebäude an anderer Stelle bekommt.

48 Seiten stark ist die Expertise, die von den Hamburger Büros Drees & Sommer sowie Robert C. Spies erstellt wurde. Sie kostete knapp 30 000 Euro und ist das siebte Gutachten, das sich mit der Rathaus-Problematik befasst. Die Gutachter haben errechnet, dass eine Sanierung inklusive eines Erweiterungsbaus 32,9 Millionen Euro kosten würde. Die Summe bezieht sich auf einen Lebenszyklus des Gebäudes von 25 Jahren und beinhaltet die Umzugskosten sowie die Kosten für eine zweijährige Einmietung an anderer Stelle während der Sanierungsphase.

Der Altbau würde bis auf das Skelett zurückgebaut und neu errichtet. Die Räumgrößen könnten neu zugeschnitten und optimiert werden. "Für diese Lösung spricht die zentrale Lage und der etablierte Standort", so Gutachter Stefan Albert vom Büro Robert C. Spies. Allerdings könne die Gebäudestruktur nicht optimiert werden, die Betriebs- und Energiekosten seien höher als beim Neubau und die Mitarbeiter müssten zwei Umzüge verkraften. Für einen Neubau an anderer Stelle müsste die Stadt 30,7 Millionen Euro einplanen. In dieser Summe sind jedoch eventuelle Aufwendungen für ein Grundstück nicht enthalten. Albert: "Bei dieser Lösung können zusätzliche Nutzflächen geschaffen und Außenstellen integriert werden. Allerdings müssten sie sich vom historischen Standort verabschieden und eine Nachnutzung für die Altliegenschaft finden."

Eine reine Mietlösung an anderer Stelle würde 33,5 Millionen Euro kosten. Diese Variante schlossen die Experten jedoch aus, da Mieterhöhungen drohen und im Langfrist-Vergleich die Kosten regelrecht explodieren würden.

"In der 25-Jahres-Betrachtung ergibt sich keine signifikante Abweichung zwischen Altbausanierung und Neubau", so Gutachter Philip Goltermann von Drees & Sommer. Er empfahl den Kommunalpolitikern, andere Kriterien zur Entscheidungsfindung heranzuziehen. "Eine zentrale Frage ist, was mit der Altliegenschaft passiert." Auch müssten sich die Verantwortlichen überlegen, ob den Mitarbeitern ein zweifacher Umzug zuzumuten sei. Nach bereits von der Politik vorgegebenen Kriterien würde ein Neubau die Wünsche zu 72 Prozent erfüllen, eine Altbausanierung inklusive Erweiterung käme auf 62 Prozent. "Nun sind wir auch nicht weiter als vor zwei Jahren", sagte FDP-Fraktionschef Jens Petersen nach Vorstellung des Gutachtens. Und er fügte hinzu: "Das Beruhigende ist: Egal wie wir uns entscheiden, wir können nichts falsch machen." Siegfried Golz (CDU) bekannte, das neue Gutachten "hilft etwas, aber nicht viel". Wichtig sei jetzt , dass die Politik zu einer Entscheidung komme. Golz: "Die Mitarbeiter warten schon lange genug darauf."

Die große Mehrheit der Mitarbeiter macht sich für einen Neubau stark. "Die Arbeitsbedingungen sind dort besser als in einem sanierten Altbau", sagt Randolf Prüfer, der als Personalratsvorsitzender die Belange der Mitarbeiter vertritt. Der Erste Stadtrat Volker Hatje kann die Haltung der Belegschaft nachvollziehen. "Wer viele Jahre mit den Unzulänglichkeiten im Rathaus gelebt hat, freut sich nicht auf den Wiedereinzug in den sanierten Altbau." Hatje fordert die Kommunalpolitiker auf, zügig zu einer Entscheidung zu kommen. "Weitere Gutachten wird es nicht mehr geben, alle Fakten liegen auf den Tisch."

Der Sonderausschuss Rathaus will am 1. November eine endgültige Entscheidung treffen. Das Thema beschäftigt dann den Hauptausschuss und soll im Dezember dem Stadtverordnetenkollegium zur Beschlussfassung vorliegen. Für den Fall, dass sich die Politiker für eine Sanierung plus Erweiterungsbau aussprechen, kalkuliert die Verwaltung mit einem Zeitrahmen von vier Jahren und elf Monaten bis zum Abschluss des Projektes. Im Falle eines Neubaus an anderer Stelle würden bis zum Einzug fünf Jahre und vier Monate vergehen. Ein Neubau könnte auf einer Fläche am Nordufer zwischen Parkdeck und der neuen Hafenspange erfolgen. Ein anderer möglicher Standort wäre im Bereich des Sanierungsgebietes Krückau/Vormstegen, wo die Stadt Flächen aufkaufen will.