Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Pinneberg sehen nach 25 Jahren noch viel Arbeit vor sich. Mehr Frauen sollen an die Spitze der Verwaltung.

Kreis Pinneberg. Der Anfang war schwer. Jahrelang weigerte sich der damalige ausschließlich männlich besetzte Kreisausschuss, ein Frauenbüro in der Kreisverwaltung Pinneberg einzurichten. 1987 war es dann aber soweit. Im Juli des Jahres trat mit Brigitte Samtleben die erste Gleichstellungsbeauftragte des Kreises ihren Dienst an.

Das ist jetzt 25 Jahre her. Mit einem Festakt feierte die jetzige, nach Samtleben, Heide Steitz und Brunhild Friedel vierte Amtsinhaberin Petra Thies-Klapp mit ihren zehn Kolleginnen in den Kommunen am Freitagabend dieses Jubiläum. Ihre Bilanz fällt durchwachsen aus: Es sei viel erreicht worden für die Gleichstellung von Frauen. Es gebe aber noch sehr viel zu tun.

Das ist vor allem bei den Führungspositionen auffällig. Sechs der elf hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis Pinneberg sind weiblich. Hinter dieser Spitze sieht es in den Verwaltungen schon anders aus. Ausnahmen sind die Städte Elmshorn, Quickborn und Tornesch, wo auch die Amtsleiter-Posten paritätisch unter den Geschlechtern besetzt sind. "Bürgermeister Roland Krügel fördert es sehr, Frauen in Führungspositionen zu bringen", sagt Torneschs Gleichstellungsbeauftragte Inga Pleines.

Elmshorn bekam 1987 als erste Stadt im Kreis Pinneberg eine Gleichstellungsbeauftragte. Elmshorn sei immer schon Vorreiter gewesen, sagt Maren Schmidt. Bürgermeisterin Brigitte Fronzek habe die Mitarbeiterinnen auch in Bereichen führend eingesetzt, die lange Männern vorbehalten waren, wie Betriebshof, Ordnungs-, Planungs- und Feuerwehramt. Sogar in der richtigen Handhabung von Motorsägen seien Frauen geschult worden. Eine Amtsleiterin in Elmshorn arbeite halbtags, die absolute Ausnahme bei Führungskräften in den Rathäusern. "Dazu braucht es den Mut in einer Kommune, so etwas auszuprobieren", sagt Gisela Glock-Pick aus Quickborn.

"Frauen müssen das vorleben", sagt Maren Schmidt. "Und es hängt mit der unterschiedlichen Auffassung vom Leben zusammen. Viele Frauen wollen nicht nur für den Beruf leben."

Die Kreisverwaltung, in der zwei Drittel der 650 Beschäftigten weiblich sind, habe jetzt einen Aktionsplan aufgelegt, um bis 2015 mehr Frauen in Führungsämter zu bringen, sagt Petra Thies-Klapp. 2013 gingen sechs männliche Fachdienstleiter in Ruhestand.

Wo Frauen Spitzenpositionen inne haben, ändert sich der Führungs- und Arbeitsstil. Das haben die Gleichstellungsbeauftragten in den Verwaltungen festgestellt. "Sie arbeiten mehr personenbezogen als sachorientiert, sind fürsorglicher gegenüber den Mitarbeitern und anpassungsfähiger", sagt Christine Nevermann aus Moorrege. "Frauen können besser delegieren, während Männer oft die Ober-Sachbearbeiter sind", sagt Maren Schmidt.

Der Blickwinkel habe sich aus Chefinnensicht verändert. "Plötzlich befasst man sich in den Verwaltungen auch mit der Frage, wie kommen Frauen überhaupt zum Arbeitsplatz, gibt es kurze Wege, wie können wir sie entlasten", sagt Glock-Pick.

Immer noch würden Frauen schlechter bezahlt als Männer, weil sie in niedrigeren Besoldungsgruppen eingestuft seien. Sie müssten fast allein Familie und Beruf unter einen Hut kriegen, weshalb sie überwiegend die Teilzeitjobs ausfüllten, kritisiert Celia Letzgus aus Halstenbek.

So verdienten Frauen in der Privatwirtschaft rund ein Viertel weniger als gleich qualifizierte männliche Kollegen. Im öffentlichen Dienst betrage der Unterschied bis zu 20 Prozent. Das heißt: Frauen in Deutschland müssen im Durchschnitt fast drei Monate länger arbeiten, um das gleiche Einkommen wie die Männer zu erhalten.

Darum beteiligen sich die Gleichstellungsbeauftragten jedes Jahr an der Aktion des "Equal-Pay-Day", der hierzulande meist Mitte März begangen wird.

Auch die häusliche Gewalt spiele im Verhältnis der Geschlechter eine große Rolle. Dieses frühere Tabuthema Gewalt in der Ehe war in den 1980er Jahren eine der Triebfedern für die Gleichstellungspolitik, für die seit 1989 in Schleswig-Holstein alle Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern eine verbindliche Personalstelle in der Verwaltung schaffen müssen.

Die Enttabuisierung dieses Themas und die Aufklärungsarbeit der Frauenhäuser sowie der Hilfsorganisationen Brücke und Wendepunkt hätten zu Veränderungen geführt, sagt Ute Stöwing aus Schenefeld. "Da hat sich bei den Männern etwas getan. Sie wissen jetzt, dass es gesellschaftlich nicht mehr tolerabel ist, Gewalt gegen Frauen auszuüben." Dennoch litten immer noch viele Frauen unter Unterdrückung und ungleichen Machtverhältnissen, sagt Maren Schmidt. "Sie trauen sich aber nun öfter, dies bei der Polizei anzuzeigen und Schutz vor ihren brutalen Männern zu erreichen."

Ganz wichtig für Mütter sei es, dass ihnen der Wiedereinstieg in das Berufsleben erleichtert wird, sagt Celia Letzgus. Deshalb sei es gut, dass die neue Landesregierung die Beratungsstelle Frau und Beruf weiter fördern wolle. Diese sollte unter der schwarz-gelben Regierung abgeschafft werden. Letzgus: "Es ist ganz wichtig, dass Frauen mit Kindern sich im Vorwege informieren können, wie und wo sie sich beruflich orientieren, weiterbilden und bewerben sollen. Das muss vor der eigentlichen Vermittlung bei der Arbeitsagentur geschehen."

Bei aller Entwicklung zu mehr Gleichberechtigung der Geschlechter, bestehe viel Nachholbedarf, so die Gleichstellungsbeauftragten. Das brauche Zeit. "Wenn es im bisherigen Tempo weitergeht", zitiert Celia Letzgus eine Studie, "dauert es noch 400 Jahre, bis wir die Gleichstellung erreicht haben."