365 Orte im Land der Ideen: Dieter Wichmann stellt preisgekröntes Umweltprojekt am Tag der offenen Weide in Klein Nordende vor.

Klein Nordende. Die Robustrinder weiden friedlich im Liether Moor. Von den Besuchern lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Trotzdem weicht der weiße Bulle seiner Herzensdame nicht von der Seite. "Der Whitebred Shorthorn-Bulle passt auf die Schottischen Hochlandrinder auf", sagt Dieter Wichmann. Er hatte vor zwei Jahren die Idee, die Weidetiere als Landschaftspfleger für die hiesige Moorlandschaft einzusetzen.

Am Tag der offenen Weide in Klein Nordende stellte er Besuchern das Projekt vor, das zu den diesjährigen Preisträgern im Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" gehört. Aus mehr als 2000 Bewerbungen hat die Jury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern es in der Kategorie Umwelt als besonders zukunftsorientiert, innovativ, kreativ und vielfältig ausgewählt. Die Initiative unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten prämiert jährlich 365 Ideen, die einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.

"Die Kreuzung mit Whitebred Shorthorn-Bullen gibt mehr Schinken", sagt Wichmann. Nicht dass es hauptsächlich darauf ankäme. Der Schwerpunkt liege ganz klar im Umweltschutz. Doch der Verkauf des hochwertigen Fleisches sichert auch den betriebswirtschaftlichen Erfolg dieses Vereins.

Die robusten Rinder gestalten auf großen Flächen ganzjährig in geringer Zahl die etwa 100 Hektar große Moorlandschaft, ähnlich wie es wilde Huftiere in früheren Zeiten taten. "Durch Verbiss und Tritt entstehen abwechslungsreiche Mosaike aus Weiderasen, Hochstaudenfluren, offenen Böden, Gebüschen und Wäldern, die vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten", sagt Dieter Wichmann während einer Führung über das Gelände. Die Rinder fressen die Binsen, die vorher alles überwucherten. Dank der naturnahen Beweidung haben auch seltene Blumen und wilde Kräuter wieder eine Chance. Der Robustrinder-Verein hofft zudem, dass hier bald wieder Kiebitze, Kraniche und Störche anzutreffen sind.

Ganz ohne den Eingriff von Menschenhand geht es dann aber auch nicht. So haben Wichmann und seine Mitstreiter Zäune gezogen und einen Froschteich angelegt. Einen zweiten will das schleswig-holsteinische Projekt Froschland gleich neben der Obststreuwiese kostenlos anlegen. "Entlang des Wassergrabens wachst das hochgiftig Doldengewächs Schierling", sagt Wichmann. "Mein schönster Bulle ist daran gestorben, nachdem er es gefressen hat." Nun verhandelt er mit der Unteren Naturschutzbehörde darüber, ob und wie man die Giftpflanze wieder los wird. Auch ein paar eingeschleppte Akazienbäume müssen noch weichen. Es gibt Arbeit genug. Rundwanderwege sollen das Moor zu einem Erholungsgebiet mit Lerneffekt machen. Der "Kuhweg" wird noch mit Schautafeln ausgestattet, auf dem die Rinderhaltung der intensiven sowie der alternativen Landwirtschaft erklärt wird.

Vor dem grünen Bauwagen haben sich Kinder eingefunden, um Spinnen unter die Lupe zu nehmen und Strohfiguren zu basteln. Sogar eine Eidechse haben sie mit dem Nabu-Experten gefangen. Sie wird später frei gelassen. Ein Imker erklärt, wie Bienen Honig produzieren. "Später könnten hier kleine Veranstaltungen stattfinden", sagt Wichmann. Er spricht von Musikern - natürlich ohne Verstärker.