Zur Bürgermeisterwahl in Pinneberg tritt ein Trio von Bewerberinnen an. Es gibt zudem drei männliche Kandidaten. Wahl am 11. November.

Pinneberg. Das Feld formiert sich zum Rennen um den Bürgermeisterposten in der Stadt Pinneberg. Viele Menschen in der Kreisstadt gehen davon aus, dass es eine Frau sein wird, die bei der Direktwahl am 11. November siegt. Damit bekäme Pinneberg nach dem Weggang von Kristin Alheit, der neuen schleswig-holsteinischen Sozialministerin, wieder eine Verwaltungschefin. Mit Traudchen Perrefort, 59, Meike Oltmanns-Hase, 44, und Urte Steinberg, 53, gehen drei aussichtsreiche Kandidatinnen an den Start.

Vor Selbstbewusstsein zu strotzen, scheint die Juristin Meike Oltmanns-Hase. "Ich bin davon überzeugt, die Beste zu sein. Solange, bis mir jemand das Gegenteil beweist", sagt die Sprecherin der Bürgerinitiative Bieneh im Gespräch mit dem Abendblatt. In dieser Gruppe kämpft die Mutter einer zwei Jahre alten Tochter, die mit ihrer Familie seit 2000 in Pinneberg lebt, seit Jahren vor allem gegen eine zu massive Bebauung der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne. Die 44-Jährige, die in der sogenannten Vogelsiedlung in Eggerstedt wohnt, hätte keine Probleme damit, als künftige Bürgermeisterin das Kasernenareal zu entwickeln. "Ich kann die Planungen mit gutem Herzen umsetzen. Es ist für mich demokratisch, Entscheidungen zu akzeptieren und umzusetzen", sagt Meike Oltmanns-Hase. Ihr Engagement innerhalb der Bieneh zeige den Menschen, dass sie sich konsequent für ein Ziel einsetze, sagt die Bewerberin. Das Beispiel Kaserne zeige, dass Entscheidungsprozesse in Pinneberg offener gestaltet werden müssten. "Menschen, die sich gut informiert fühlen, suchen keinen Streit", sagt Meike Oltmanns-Hase.

Auf die Frage, warum im Kreis Pinneberg besonders viele Frauen an der Spitze von Verwaltungen stehen, sagte die Aktivistin: "Das ist tatsächlich ein Trend. Frauen wollen sich von Herzen gut vernetzen und sind offenbar geschickter im Umgang mit den Bürgern."

Zuletzt hatten die Pinneberger FDP und die Bürgernahen erklärt, Meike Oltmanns-Hase unterstützen zu wollen. Eine offizielle Nominierung wird es jedoch nicht geben. Sie muss also mindestens 175 Unterstützerunterschriften zusammenbringen, um ihre Bewerbung zu legitimieren. Stimmen könnte Meike Oltmanns-Hase auch aus dem politischen Lager der Grünen bekommen, bei denen sie Mitglied ist.

Mit dem Bonus des sicherlich größten Bekanntheitsgrades geht Traudchen Perrefort ins Rennen. Die Fachbereichsleiterin für Kultur, Sport, Jugend, Schulen und Kindergärten in der Stadtverwaltung wird dennoch ebenfalls Unterstützerunterschriften sammeln müssen. Denn von den Parteien wollte keine die 59-Jährige auf den Schild heben. Das aber ficht die gelernte Verwaltungsfrau nicht an. "Ich halte das mit dem olympischen Gedanken: Es wird eine Goldmedaille vergeben, um die viele Sportler wetteifern", sagt Traudchen Perrefort. "Ich empfinde Pinneberg als meine Stadt und engagiere mich hier nicht nur beruflich seit 24 Jahren", so die Parteilose. Die Fachbereichsleiterin wirft ihre langjährige Verwaltungserfahrung in die Waagschale. Sie hat allerbeste Kontakte zu Sportvereinen, Schulen und Kulturschaffenden und sagt über sich: "Mir ist es immer wieder gelungen, die unterschiedlichsten Interessenlagen in Einklang zu bringen."

Angesprochen auf die Frauen-Power an den Spitzen vieler Verwaltungen, sagt Traudchen Perrefort: "Ich denke, Frauen bringen sehr gute kommunikative Fähigkeiten mit. Und es ist eine Frauen-Generation herangewachsen, die über eine hohe berufliche Qualifikation verfügt."

Die 59-Jährige kennt das Pinneberger Rathaus aus dem Effeff. Es wird ihr aber auch ein regelrecht zerrüttetes Verhältnis zum Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung, Klaus Stieghorst, nachgesagt.

Pinnebergerin aus Überzeugung ist Urte Steinberg, die bei der Sparkasse Südholstein den Bereich Unternehmenskommunikation leitet. Sie als gemeinsame Kandidatin zu präsentieren, damit war den Parteivorständen von CDU und SPD ein echter Überraschungscoup gelungen. Politisch ist die gebürtige Pinnebergerin ein völlig unbeschriebenes Blatt. Die 53-Jährige hält sich absolut zurück, was die Frage nach ihren Chancen angeht. "Ich nehme jeden Bewerber sehr ernst und habe Respekt vor jedem, der sich zur Verfügung stellt", sagt Urte Steinberg.

Ob die Mutter zweier erwachsener Kinder wirklich die Kandidatin von CDU und SPD wird, darüber entscheiden am Freitag und am Montag die Mitglieder der Parteien. Bei der CDU hat sich bisher kein Gegenkandidat gefunden. Die Christdemokraten kommen morgen um 18.30 Uhr im VfL-Klubheim, Fahltskamp, zusammen. Dort treffen sich am Montag, 27. August, um 19 Uhr auch die Genossen. Und in deren Reihen gibt es mindestens einen, der seinen Hut in den Ring wirft und gegen Urte Steinberg antritt: Karsten Rahlf, 52, Bürgerliches Mitglied der SPD-Fraktion und Mitglied im Ausschuss Wirtschaft und Finanzen sowie im Schulausschuss. Er sagt, die Mitglieder des Ortsvereins seien von dessen Vorstand nicht über das Votum für Urte Steinberg informiert worden. Rahlf, der als Diplom-Volkswirt bei der UniCredit Bank arbeitet, spricht von einem "Schmusekurs" mit der CDU. "In der Partei ist die Mitgliederversammlung das hohe Organ", sagt der Vater zweier Söhne. Es sei ein unglücklicher Zeitplan gewesen, dass sich erst die CDU-Spitze getroffen und für Urte Steinberg ausgesprochen habe, dann die SPD.

Als Einzelbewerber wollen Christian Schlesselmann, 44, der Kämmerer der Stadt Bremervörde, und Frührentner Alexander Kroh, 47, aus Pinneberg antreten.