Die große Parteien in Pinneberg wollen sich auf einen gemeinsamen Bewerber einigen. Die Mitglieder haben dann das letzte Wort.

Pinneberg. CDU und SPD in Pinneberg wollen sich nach Wochen des Schweigens am Wochenende in Sachen Bürgermeisterwahl erklären. Es scheint darauf hinauszulaufen, dass sich die großen Parteien auf einen gemeinsamen Bewerber für das Amt des Verwaltungschefs einigen. Am Sonnabend tagen beide Parteivorstände. Zunächst separat, hinterher voraussichtlich zusammen. Auf wen es hinauslaufen könnte? Vertreter beider Parteien mauerten bis zuletzt. Insider wollen wissen, dass es um einen parteilosen Bewerber aus Pinneberg geht, der sowohl aus der Wirtschaft kommt als auch Führungserfahrung aufweist.

Für die kommende Woche haben die Parteien ihre Mitglieder eingeladen, denen der oder die Kandidaten präsentiert werden sollen. Zum ersten Mal entscheidet die jeweilige Parteibasis abschließend über die Nominierung. Die Bürgermeisterwahl in Pinneberg ist für den 11. November terminiert. In Direktwahl entscheiden die Einwohner darüber, wer Nachfolger von Kristin Alheit, SPD, wird, die im Juni vom Bürgermeisterposten auf den Sessel der schleswig-holsteinischen Sozialministerin gewechselt war.

Die CDU-Vorsitzende Natalina Boenigk ließ sich bis zuletzt nicht in die Karten gucken. "Wir sind in der Gesprächs- und Findungsphase", sagte die Bürgervorsteherin immer wieder. Die CDU kommt am Freitag, 24. August, zur Mitgliederversammlung zusammen. Beginn ist um 18.30 Uhr im VfL-Klubheim, Fahltskamp. "Wir gehen davon aus, dass viel mehr Mitglieder kommen als sonst", sagt Natalina Boenigk.

Gesprochen hatte die CDU, ebenso wie die SPD, auch mit Sönke P. Hansen. Der hauptamtliche Geschäftsführer des VfL Pinneberg, der eine parteiübergreifende Nominierung zur Bedingung gemacht hatte, verwarf Ende voriger Woche seine Kandidatur wieder. Die SPD-Basis stimmt am Montag, 27. August, ab 19 Uhr im VfL-Heim darüber ab, wen sie ins Rennen schicken möchte.

Die FDP will nach den Worten der Ortsvorsitzenden Birgit Klampe keinen Bewerber per Mitgliedervotum nominieren - wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach die Juristin Meike Oltmanns-Hase unterstützen. In dieser Woche präsentierte sich die 44 Jahre alte Sprecherin der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsgebietes Eggerstedter Weg und Hasenmoor bei den Liberalen. "Ich persönlich kann mir gut vorstellen, sie zu unterstützen", sagte die Ortsvorsitzende Klampe.

Rückenwind für Meike Oltmanns-Hase kommt auch von den Bürgernahen. Der Vorstand der Wählergemeinschaft votierte laut Fraktionschef Uwe Lange mit großer Mehrheit für die 44-Jährige. "Wir empfehlen den Mitgliedern, sie zu unterstützen." Bisher zeichne sich kein klarer Favorit ab, so Lange. Für ihn braucht der neue Verwaltungschef vor allem "starke Nerven und ein großes Durchsetzungsvermögen".

Antreten will auch Traudchen Perrefort, Leiterin des Fachbereichs für Kultur, Sport, Jugend, Schulen und Kindergärten in der Stadtverwaltung. Wie sie im Gespräch mit dem Abendblatt sagte, sei sie mit den Parteien im Gespräch, um möglichst breite Unterstützung zu bekommen. Parallel werde sie die geforderten 175 Unterstützerunterschriften sammeln, um eventuell als Einzelbewerberin aufzutreten. "Ich bin in der Bevölkerung angesehen, bekomme positive Resonanz", sagte Traudchen Perrefort.

Beate Seifert vom jüngst neu gewählten Vorstand der Grünen in Pinneberg sagte, es sei in ihrer Partei noch keine abschließende Entscheidung gefallen. Bislang gebe es keinen eigenen Kandidaten der Grünen. Finde sich auch keiner, sei eine Unterstützung von Meike Oltmanns-Hase wahrscheinlich - die Mitglied der Grünen ist. "Es gibt viele inhaltliche Übereinstimmungen", sagte Beate Seifert.

Unterstützer-Unterschriften sammelt Alexander Kroh, 47. Der gelernte kaufmännische Angestellte ist Frührentner. Er ist parteilos und Vorsitzender des Motorbootclubs in Pinneberg.

Zuletzt aufs Kandidatenkarussell aufgesprungen war Christian Schlesselmann, 43. Er ist Kämmerer von Bremervörde in Niedersachsen. Er habe allen Parteien ein Vorstellungsschreiben geschickt, sagte Schlesselmann. Natürlich erhoffe er sich die Unterstützung der Politiker, aber auch das Sammeln von Unterstützerunterschriften sei eine Option. Er sagt von sich: "Ich wollte schon immer Bürgermeister werden, jetzt habe ich die nötige Erfahrung."