Eine Glosse von Matthias Popien

Machen wir uns endlich frei vom Wetterterror. Hören wir auf, unsere Feierabende einzig und allein deshalb grillend in überfüllten Parks zu verbringen, weil ein letztes bisschen Restsonne die Temperaturanzeige auf halbe Höhe stößt – bevor es, wie bei einem scheiternden Gewichtheber und seiner verflixten Hantel, gleich wieder ganz steil bergab geht. Nein, wir sind freie Bürger in einem freien Land und denken jetzt einfach mal an etwas, was mit Sommer gar nichts zu tun hat: an Winterstiefel.

Wir sind da in guter Gesellschaft – in der Gesellschaft des Deutschen Schuhinstituts (DSI). Das hat sich mit den Modetrends der Herbst-Wintersaison 2012/13 beschäftigt, und die „DSI-Modeexpertin“ Claudia Schulz hat eine prägnante Formulierung für den Trend gefunden: „Brit-Chic mit einem Funken Ironie“.

Durchaus gelungen, dieser Satz. Wir stellen uns rote Doppeldecker- Schuhsohlen vor, mit dem wir irgendwie Funken sprühend über den Asphalt flitzen. Der Satz schließt allerdings all diejenigen vom herbstlichen Schuherwerb aus, die lieber den Schiefen Turm von Pisa oder den Eiffelturm unter den Füßen tragen würden. Und was ist mit dem Russen- Chic, mit protzigen Tretern so groß wie der Rote Platz?

Komplizierte Fragen. Aber bei den Trendfarben wird es dann wieder einfach. „Schmutziggelb oder mittelbraun sind stark vertreten“, schreibt das DSI. Kein Problem. Wir stellen einfach meine Schuhe vor die Tür. Den Rest erledigt der Regen – im Wechsel mit der Restsonne.