Die 23-jährige Sina Hauke hat den Tierschutzverein Animal Care gegründet. Organisation soll vor allem auf Fuerteventura aktiv werden.

Rellingen. Wer nach Fuerteventura fliegt, will Urlaub machen und Sonne tanken. Nicht so Sina Hauke. Die Rellingerin flog nach dem Abitur auf die Kanarische Insel, um sieben Monate Tierschutzarbeit zu leisten. Dort lernte sie Stephanie Schmidt aus Baden-Württemberg kennen. Das war vor vier Jahren. Gemeinsam arbeiteten sie damals täglich sechs bis sieben Tage die Woche in einer Hundestation. Mit bis zu 200 Hunden war und ist es die größte auf der Insel. "Diese Station wurde damals jedoch noch als Tierheim betrieben, was heute leider nicht mehr der Fall ist", sagt die 23 Jahre alte Biologiestudentin. "Auch dort werden, wie in den drei anderen sogenannten Perreras die Hunde nun nach einer Aufbewahrung von 21 Tagen eingeschläfert, sofern sich kein Abnehmer gefunden hat."

Ein einschneidendes Erlebnis wird Sina Hanke nicht so schnell vergessen: Sie und Stephanie besuchten eine der Tötungsstationen auf Fuerteventura. "Während wir von Zwinger zu Zwinger gingen, fanden wir uns plötzlich vor einem verdreckten, kaltem Zwinger wieder, wo eine völlig ausgemergelte Hündin gerade ihre Welpen zur Welt brachte. Wir waren also live bei der Geburt dabei - in einer Tötungsstation. Das ist schon nahezu pervers", sagt sie.

+++ Animal Care sucht weitere Mitglieder +++

Die beiden jungen Frauen haben sich immer wieder gemeinsam für Einzelschicksale eingesetzt, indem sie die Hunde aus den städtischen Tötungsstationen freikauften. Am Ende war zwar ein Tierleben gerettet, an den Zuständen änderte sich jedoch nichts.

"Aber wir wollen nachhaltigen und effektiven Tierschutz betreiben und haben im Januar den Tierschutzverein Animal Care gegründet. Seit Mai sind wir als eingetragener Verein beim Amtsgericht Pinneberg registriert und seit einigen Tagen auch als gemeinnützig anerkannt", sagt Sina Hanke. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Kastrationsaktionen, um nachhaltig etwas an den Problemen vor Ort bewirken zu können. "Wir wollen das Übel an der Wurzel packen und die Straßenhunde-Problematik nicht einfach nur verschieben", sagt die Tierschützerin. Zudem suchen sie den Konflikt mit den Hundehaltern, um ein Umdenken zu bewirken. Viele Menschen wüssten nicht einmal, was Hunde fressen. "Sie füttern sie mit Muschelschalen und Paella-Resten", sagt Sina Hanke. Viele Spanier züchten Podenkos für die Jagdsaison im August und September. "Den Rest des Jahres verbringen die Hunde ausschließlich an der Kette", sagt die Rellingerin. Ein Jäger erzählte ihr, um einen guten Podenko zu bekommen, müsste er 100 züchten. "Der Rest ist quasi Abfall." Sie versuchte ihm zu erklären, dass die Hunde gar keine Kondition aufbauen können, wenn sie nie frei laufen dürften.

Ihr eigener Hund Fietche wurde als Welpe ausgesetzt. Sie brachte ihn mit nach Deutschland. "Er hat sich sehr gut eingelebt, aber bis heute kann ich nicht mit ihm Stöckchen werfen spielen, weil er den Stock mit Prügel gleichsetzt", sagt Sina Hanke.

Die Frauen schließen Projekte in Deutschland nicht aus, sind aber insbesondere über die Landesgrenzen hinaus aktiv. "Wir fühlen uns Fuerteventura besonders verbunden, weil der Tierschutz dort einfach zu einer Herzensangelegenheit geworden ist", sagt Sina Hanke. Es sind aber auch potenzielle Projektpartner beispielsweise in Andalusien im Gespräch. "Wir möchten bestehende andere Vereine und Privatpersonen unterstützen und durch gemeinsame Projekte deren Arbeit festigen." Sie wählen die Projektpartner unabhängig vom Standort nach der Effektivität der Tierschutzarbeit aus und ob sie dem Kerngedanken - Kastrationen und Aufklärung - entsprechen. Sina Hanke fliegt in ein paar Tagen wieder für zwei Monate nach Fuerteventura. Den Flug dorthin zahlt sie wie immer aus der eigenen Tasche.