Es gibt mehr freie Lehrstellen als unversorgte Bewerber. Besonders im Einzelhandel fehlen noch Kräfte. Im Juni noch 552 Stellen frei.

Kreis Pinneberg. Schulabgänger haben im Kreis Pinneberg laut der Agentur für Arbeit Elmshorn so gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz wie lange nicht mehr. Es gibt mehr freie Ausbildungsstellen als noch unversorgte Bewerber. Trotzdem haben noch nicht alle Jugendlichen einen passenden Ausbildungsplatz gefunden. Denn nicht immer passen Angebot und Anforderungen zu den Vorstellungen und Wünschen der Bewerber.

Im Kreis Pinneberg ist die Zahl der Bewerber in diesem Jahr sogar noch gestiegen. Seit Oktober 2011 meldeten sich 1445 Bewerber bei der Berufsberatung, dies waren 61 mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Von diesen gemeldeten Personen waren Mitte Juni noch 486 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Auf der anderen Seite melden die Unternehmen im Kreis mehr Ausbildungsplätze. So bildet beispielsweise die Feinwerktechnik-Firma Tempelmann in Pinneberg jedes Jahr zwei bis drei Feinwerkmechaniker aus. Die Lehrzeit beträgt dreieinhalb Jahre. Vorausgesetzt wird ein Haupt- oder ein Realschulabschluss. Außerdem bildet die Firma Industriekaufleute aus. Für die dreijährige Ausbildung sollten die Bewerber entweder Realschulabschluss oder Abitur mitbringen. Empfohlen wird zudem ein Praktikum. "Wir suchen zurzeit noch eine Industriekauffrau und einen Feinwerkmechaniker, die bei uns lernen möchten", sagt Firmenchef Bernd Tempelmann. Er ermuntert junge Menschen überdies, sich ruhig mit Initiativbewerbungen zu melden.

+++ Tipps für die erfolgreiche Bewerbung +++

"Die gute Konjunktur der vorigen Monate wirkt sich auf dem Ausbildungsmarkt aus", sagt Gerold Melson, Sprecher der Agentur für Arbeit Elmshorn. Seit Oktober 2011 haben die Unternehmen 1431 freie Ausbildungsstellen gemeldet. Dies sind 77 mehr als im Vorjahreszeitraum. Von diesen Ausbildungsstellen waren im Juni noch 552 unbesetzt beziehungsweise die Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen.

"Viele Betriebe haben erkannt, dass die eigene Ausbildung eine gute Möglichkeit ist, dem zukünftig drohenden Fachkräftemangel im eigenen Unternehmen entgegen zu wirken", sagt Melson. In den Randbereichen Hamburgs wird die demografische Entwicklung zwar erst später als in anderen Regionen Schleswig-Holsteins einsetzen. "Der Kreis Pinneberg ist mit der Nähe zu Hamburg ein attraktiver Wohnort und zieht Jugendliche und Familien an", sagt Melson weiter. Aber in den nächsten Jahren werde es auch hier Rückgänge bei den Schulabgängern geben. Besonders viele offene Lehrstellen im Kreis Pinneberg sind im Einzelhandel zu finden. So werden aktuell noch 93 angehende Kaufmänner und -frauen im Einzelhandel, 63 Verkäufer und 42 Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (Bäckerei) gesucht. Auch Gärtnereien und Baumschulen suchen verstärkt nach Auszubildenden. Gefragt sind auch Fachkräfte für Lagerlogistik, Anlagemechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Friseure, Köche und Restaurantfachkräfte.

"Natürlich sind die Berufe mit den meisten offenen Ausbildungsstellen interessant", sagt Melson. Er rät Jugendlichen, die noch auf der Suche sind, auch einmal zu schauen, wo es Ausbildungsplätze gibt, die nicht so bekannt sind, wie zum Beispiel Fachmann/-frau für Systemgastronomie, Bodenleger, Fachkraft für Möbel, Küchen- und Umzugsservice, Schneidwerkzeugmechaniker oder Sport- und Fitnesskaufmann/-frau. "Hier bestehen oft bessere Chancen, da die Zahl der Mitbewerber kleiner ist."

Der Blick auf die Statistik verrät, dass bei jungen Männern folgende Ausbildungsberufe besonders beliebt sind: Kaufmann im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker, Bürokaufmann, Tischler, Fachlagerist, Verkäufer, Koch, Maler/Lackierer, Industriemechaniker, Industriekaufmann.

Bei den Frauen stehen derzeit Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau, Medizinische Fachangestellte, Verkäuferin, Friseurin, Zahnmedizinische Fachangestellte, Gestalterin für visuelles Marketing, Industriekauffrau, Bankkauffrau, Kauffrau im Groß-/Außenhandel hoch im Kurs.