Firmen-Chefs im Unternehmensverband Unterelbe-Westküste sehen trotz der Krise optimistisch in die Zukunft. Stimmen aus der Region

Kreis Pinneberg. Schulden-Krise, Inflationsgefahr, Euro-Rettungsschirm - die seit Monaten beschworenen Hiobsbotschaften können die Konjunktur hierzulande nicht stoppen. Mit den großen Wachstumsraten sei es zwar vorbei, "aber um die Wirtschaft brauchen wir uns auch 2012 keine Sorgen zu machen", sagte gestern Heinrich Ritscher. Der Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste berief sich mit dieser Aussage auf die aktuelle Konjunkturumfrage, die der Verband wieder bei 400 Unternehmen von Sylt bis Wedel gemacht hat. Aus dem Kreis Pinneberg haben sich daran 70 Betriebe mit 8000 Mitarbeitern beteiligt.

"Die meisten Unternehmen sind auf einem hohen Niveau angekommen und machen jetzt eine Seitwärtsbewegung", fasst Ritscher das Stimmungsbild zusammen. "Ihr Optimismus ist etwas gedämpft. Wir werden eine wirtschaftliche Delle erleben, aber keinen Abschwung." Auch mit einer steigenden Inflationsrate rechne er nicht.

Diese verhaltene Zuversicht speist sich aus den recht positiven Angaben zu Auftragslage, Kapazitätsauslastung, Investitionstätigkeit und Personalbestand im zweiten Halbjahr dieses Jahres. Weniger als jeder fünfte befragte Unternehmer meldete in diesen Punkten negative Kennzahlen. 42 Prozent hatten in der zweiten Jahreshälfte mehr zu tun als in der ersten. Mehr als ein Drittel erwartet auch im nächsten Jahr steigende Umsätze.

In den meisten Branchen herrscht nahezu volle Auslastung. Der Durchschnittswert ist seit der letzten Umfrage im Juni von 92,7 auf 89 Prozent gesunken. Wobei die Bauwirtschaft mit satten 100 Prozent weiterhin boomt, während die Druck- und Chemieindustrie mit rund 75 Prozent etwas schwächelt. Aber mit einem Wert von rund 90 Prozent könne der Verband hochzufrieden sein, erklärt Vorstandsmitglied Rolf Döring, der in seinem Tiernahrungsbetrieb Salvana in Sparrieshoop 180 Mitarbeiter beschäftigt. "Wenn ich voll ausgelastet bin, kreuze ich da trotzdem etwas zurückhaltender an, denn ein wenig Luft nach oben ist immer."

Diese insgesamt recht positive Konjunkturlage im Unterelberaum bestätigen andere Unternehmer im Kreis Pinneberg. So sagt Natali Salcenko, Geschäftsführerin des Medizintechnik-Unternehmens Söring in Quickborn (130 Mitarbeiter, 17,5 Millionen Euro Umsatz): "Unser Umsatz wird auch 2012 steigen. Wir suchen Leute für den Vertrieb. Bei einem Exportanteil von 94 Prozent sind wir auf verschiedenen Märkten präsent und nicht so anfällig." Jörg Tollmien, Geschäftsführer des Uetersener Schiffbau-Zulieferers Hatlapa (400 Mitarbeiter, 130 Millionen Euro Umsatz) bekennt. "Wir sehen dunkle Wolken in der Weltwirtschaft." Aber sein Unternehmen, das die Hälfte des Geschäfts in Fernost macht, sei davon kaum betroffen. "Asien lässt sich nicht aufhalten, jedenfalls nicht vom Euro."

Bernd Tempelmann, Seniorchef des gleichnamigen Pinneberger Feinwerktechnik-Unternehmens, zieht eine positive Bilanz: "Unsere Umsätze im laufenden Jahr waren überproportional gut. Die Auslastung für das nächste halbe Jahr ist gesichert. Wir expandieren, stellen Mitarbeiter ein, investieren in neue Maschinen und planen für 2012 die Erweiterung unserer Produktion."

Ole Dölling, Geschäftsführer des Elmshorner Unternehmens Döllinghareico: "In diesem Jahr waren die Folgen der schlechten Konjunktur im Konsumverhalten noch zu spüren dazu kam dann auch noch ein schlechter Sommer. Erfreulicher Weise stiegt die Nachfragen nach unseren Produkten im gesamten vierten Quartal an.

Dazu entwickelte sich unser Exportgeschäft in den asiatischen Raum 2011 sehr gut. Insgesamt gehen wir sehr optimistisch ins neue Geschäftsjahr. Ich persönlich wünsche mir für das nächste Jahr, nicht nur aus geschäftlichen Gründen, dass wir hoffentlich einen Sommer bekommen, der diesen Namen auch verdient."

Das sagen Chefs aus der Region

Ole Dölling: "Im vierten Quartal stieg die Nachfrage nach unseren Produkten. Wir gehen optimistisch ins nächste Jahr."

Jörg Tollmien: "Asien lässt sich nicht aufhalten, jedenfalls nicht vom Euro. Wir sehen dunkle Wolken über der Wirtschaft."

Natalie Salcenko: "Bei einem Exportanteil von 94 Prozent sind wir auf verschiedenen Märkten präsent."

Bernd Tempelmann: "Unsere Umsätze waren überproportional gut, wir stellen zusätzliche Mitarbeiter ein."