Die Pinneberger Polizei beobachtet, dass sich Radfahrer mit ihrem Handeln unnötig in Lebensgefahr bringen und nur wenig Einsicht zeigen.

Kreis Pinneberg. Sie sind oft nur in letzter Sekunde zu erkennen - und oft ist es dann schon zu spät: Die Rede ist von Fahrradfahrern, die ohne Licht unterwegs sind. Sie bringen sich gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit in Lebensgefahr. Und wenn die Radler dann zu allem Überfluss noch dunkel gekleidet sind, haben es Autofahrer besonders schwer, sie wahrzunehmen. Im Extremfall sind schwere Unfälle die Folge, bei denen die Radler sich häufig schwer verletzen oder auch zu Tode kommen.

Deswegen appelliert die Polizei jetzt an alle Fahrradfahrer, auf eine intakte Beleuchtung zu achten. Eltern sollten unbedingt kontrollieren, ob das Licht am Rad ihrer Kinder funktioniert und Rückstrahler vorhanden sind. Auch sollten die Erwachsenen unbedingt darauf achten, dass ihre Kinder helle und damit im Straßenverkewhr gut sichtbare Kleidung tragen.

"Die Kleinen fahren jetzt morgens in der Dämmerung zur Schule. Und wenn sie abends zum Sportverein radeln, ist es oft auch schon dunkel", sagt Jens Iwanoff, Leiter des Bezirksdienstes der Pinneberger Polizei. Er läuft in der Kreisstadt gemeinsam mit drei Kollegen Streife - und übernimmt dort auch die Fahrradkontrollen.

"Natürlich gilt gerade im Herbst und Winter: Je besser Radfahrer wahrgenommen werden, desto geringer ist die Unfallwahrscheinlichkeit", sagt Iwanoff. Doch nicht nur intaktes Vorder- und Rücklicht sowie Reflektoren gehörten zur Verkehrstauglichkeit in den nächsten Monaten, sondern auch helle Kleidung.

+++ Im Winter Fahrradlicht an - sonst wird es gefährlich +++

Der Verkehrsexperte der Pinneberger Polizei empfiehlt Radfahrern zudem dringend, einen Kopfschutz zu tragen. Sein Kalkül: Wenn alle Radler einen Helm tragen würden, würde sich die Zahl der Verletzungen bei Radunfällen reduzieren lassen. In Pinneberg ist de Zahl der verunglückten Radfahrer in diesem Jahr leider erheblich angestiegen. 66 Unfälle mit Radfahrern wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2011 registriert - eine Steigerung von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zwölf Schwer- und 52 leicht verletzte Radfahrer - die Bilanz ist erschreckend. "Wir wissen bisher noch nicht, woran das liegt", sagt Iwanoff. Auch hat die Auswertung bisher nicht ergeben, ob und wenn ja, wo es in Pinneberg Unfallschwerpunkte gibt. Zahlen für das gesamte Kreisgebiet waren seitens der Polizei noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

In früheren Jahren wurde sowohl in der Kreisstadt als auch in den anderen Revierbereichen im Kreis flächendeckende Fahrradkontrollen an Schulen gemacht. Dieses Angebot gibt es inzwischen aus Zeit- und personellen Gründen nicht mehr. "Wir machen aber noch Kontrollen auf Schulwegen", erläutert Iwanoff. Schüler, deren Räder nicht verkehrssicher sind, bekommen einen Bericht für Zuhause mit, müssen diesen von den Eltern unterschreiben lassen und ihr Rad zur Nachkontrolle auf der Wache vorzeigen.

"Es gibt leider Eltern, die ihre Vorbildfunktion nicht ernst nehmen", beklagt der Bezirksdienst-Leiter. Sie würden ihre Kinder mit nicht funktionierender Beleuchtung am Rad auf die Straße schicken. "Oder sie fahren gemeinsam mit ihren Kindern auf der falschen Straßenseite oder nutzen selber Räder, bei denen die Beleuchtung nicht in Ordnun ist. Wenn Eltern sich so verhalten, ist es natürlich besonders schwer, den Kindern das richtige Verhalten beizubringen", sagt Jens Iwanoff.

Gerade das Fahren auf der falschen Seite ist für die Radfahrer brandgefährlich. "Autofahrer rechnen häufig nicht damit, dass von der Seite ein Radler kommt", sagt Iwanoff. Falsches Verhalten sowie Fahren ohne Licht kann übrigens auch mit Geldstrafen belegt werden. Dies sind in der Regel zehn Euro. Im Fall eines Unfalls werden 25 Euro fällig - die eventuelle Schadensregulierung kommt noch hinzu.

"Die meisten, die wir erwischen, sind uneinsichtig. Die versprechen alles mögliche - Hauptsache, sie müssen nichts zahlen!" Wenn die Beamten dann trotzdem ein Verwarngeld verhängen, werden die Verkehressünder dann häufig pampig: "Dann fragen sie uns, warum wir es auf sie abgesehen haben statt die richtigen Verbrecher zu fangen", ärgert sich der Bezirksdienst-Leiter.

Immerhin: Laut Beobachtung der Polizei machen sich inzwischen immer mehr Radfahrer Gedanken um ihre Sicherheit. Früher waren reflektierende Sicherheitswesten oder Jacken mit Rückstrahlern ein absolutes No-Go. Inzwischen sind sie fast modern und werden - der Sicherheit sei dank - gerne genommen. Zudem hat sich die technische Ausstattung der Räder in den vergangenen Jahren deutlich verbessert - und damit ist auch die Sicherheit höher geworden.

"Bei den alten, klassischen Seitenläuferdynamos wurde beispielsweise das Licht schwächer, wenn der Radfahrer langsam fuhr", sagt Jens Iwanoff. Inzwischen gebe es Nabendynamos, die auch bei sehr langsamer Fahrt hell leuchten und sogar Energie speichern, so dass auch im Stand das Fahrrad beleuchtet ist. Deswegen hätten sich auch batteriebetriebene Lampen bewährt. Teilweise sind die Räder mit modernen LED-Lichtern ausgestattet, die ein starkes Licht produzieren und weithin zu sehen sind.