Kooperationspartner Technisches Hilfswerk soll Informationen im Ernstfall koordinieren

Kreis Pinneberg. Der Kreis Pinneberg stellt seinen Katastrophenschutz auf völlig neue Füße. Für die Kommunikation zwischen dem Führungsstab in Elmshorn und den Einsatzkräften vor Ort, die im Ernstfall Leib und Leben retten kann, greift der Kreis Pinneberg jetzt auf die Unterstützung des Technischen Hilfswerks zu. Als erster Landkreis in Schleswig-Holstein hat er zum 1. Juli einen Kooperationsvertrag mit dem THW abgeschlossen, dessen Ortsverbände Elmshorn, Pinneberg und Barmstedt seit Jahren mit dem Kreis bei der Gefahrenabwehr zusammenarbeiten. 16 THW-Helfer werden nun für diese Aufgabe gezielt ausgebildet, kündigte THW-Nord-Referatsleiter Olaf Nentwig an.

Der Kreis Pinneberg hat den Katastrophenschutz vor drei Jahren komplett umstrukturiert, erläutert Fachbereichsleiter Jürgen Tober. "Zuvor ist er eher stiefmütterlich behandelt worden." Alarmiert von dem schweren Bahnunglück im Januar 2007, als ein Güterzug mit Chemikalien entgleiste (siehe Info-Kasten) entschied der Kreis, verstärkt Geld für Personal, Fahrzeuge und Geräte dafür bereit zu stellen. Ein Zehn-Jahres-Plan ist vom Kreistag bewilligt worden, der alle Lücken schließen soll. Allein in diesem Jahr stehen 300 000 Euro zur Verfügung. Tober: "Wir wollen für den Ernstfall gut gerüstet sein." Die technischen Möglichkeiten, die in der Rettungsleitstelle in Elmshorn genutzt werden können, seien landesweit vorbildlich, wie Tober bei einer Landesfeuerwehr-Tagung in Harrislee erfahren habe.

Sobald der Landrat bei einem verheerenden Unglück den Katastrophenfall ausruft, kommt der Führungsstab mit etwa 20 Personen in Elmshorn unter seiner Leitung zusammen. Dazu gehören Experten von Polizei, Feuerwehr und TÜV. Diese besprechen die Lage und beraten, was zu tun ist. Dazu brauchen sie ständig einen Überblick, was passiert ist und welche Folgen es hat. Sie können auf Luftbilder von einem Hubschrauber zugreifen und bedürfen eines ständigen Informationsflusses von und zu den Einsatzkräften vor Ort. Diesen sollen künftig jeweils vier THW-Helfer in Wechselschichten sicherstellen, die per Funk, Telefon und E-Mail-Verkehr mit dem Einsatzleiter vor Ort verbunden sind, erklärt Rainer Röpcke von der Kreisverwaltung das Prozedere.

Mit Spezialisten von der Feuerwehr hat die Kreisverwaltung auch eine Analyse gemacht, welche Gefahren am ehesten drohen könnten. Dazu gehören neben Hochwasser nach einem Deichbruch und einem möglichen Unfall im AKW Brokdorf, in dessen 25-Kilometer-Radius der Norden des Kreisgebiets liegt, vor allem Unfälle auf Straße, Schiene oder Wasser mit gefährlichen Gütern, so die Analyse der Fachleute. Im Katastrophenfall kann der Kreis auch auf Hilfskräfte der Bundeswehr zurückgreifen, erläutert Tober.

"Der Führungsstab lebt dabei von Informationen, auf die er sich verlassen können muss", sagt Sascha Pomp, Leiter des Stabsbereichs Information und Kommunikation. Damit der Führungsstab in Ruhe die Lage beurteilen und Entscheidungen von großer Tragweite treffen kann, werden die THW-Helfer in einem separaten Raum arbeiten und die Infos an den Stab weiterleiten.

Die 16 ehrenamtlichen Helfer für diese Aufgabe werde der THW nun aus den drei Ortsverbänden rekrutieren und eigens dafür schulen, kündigt Referatsleiter Nentwig an. Der Kreis honoriert diesen Einsatz mit 350 Euro je Helfer pro Jahr