Zwei Frauen gründen Gruppe, um das Leben mit Kindern und Partnern zu erleichtern

Kreis Pinneberg. Als Leena Molander die Diagnose "Krebs" traf, war ihr erster Gedanke: Wie sage ich es meinen Kindern? Verschweigen? Umschreiben? Nein: Am Abendbrotstisch erzählte sie, auch wenn es ihr schwer fiel: "Ich bin ganz doll krank und muss operiert werden. Das bedeutet, dass sich Einiges verändern wird, aber ihr erfahrt es immer als Erste."

Fünf Jahre ist es her. Heute weiß die Mutter von sechs Kinder, dass es der richtige Weg war, offen über Krankheit und Folgen zu sprechen. "Die Kinder haben ein Recht darauf, auch mit Tragödien umzugehen." Jetzt will Leena Molander anderen Betroffenen Mut machen, ähnliche Wege zu finden.

Ihr zur Seite steht Dörthe Bräuner, 42. Ihre Kinder waren noch sehr klein, als die Mutter vor zehn Jahren die schreckliche Krankheit traf. Auch sie übernahm weiter ihre familiären Aufgaben - trotz aller Belastungen durch Bestrahlungen, Chemotherapien. "Man muss als Mutter den Kindern Kraft und Sicherheit geben, die man selbst nicht mehr hat", erinnert sich die Holmerin.

Dörthe Bräuner nahm damals Kontakt mit der Zentralstelle für Selbsthilfegruppen auf, um mit ähnlich Betroffenen zusammenzukommen - vergebens. "Es gibt Gruppen für Ältere oder für Kranke mit bestimmten Krebskrankheiten. Doch für kranke Mütter mit Kindern gab es niemanden", bedauerte Kerstin Kreuzhage, die übers DRK die Kontaktstelle betreut. Umso mehr freut sie sich, dass die zwei Holmerinnen die Initiative ergriffen haben, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

Leena Molander fand während der akuten Zeit ihrer Erkrankung ähnlich Betroffene über Foren im Internet. "Daraus haben sich einige enge Freundschaften entwickelt", erzählt die 43-Jährige. Dörthe Bräuner standen neben der Familie ihre Freunde bei. Trotzdem weiß sie, wie wichtig Kontakte zu anderen Betroffenen sind. Abgeschlossen mit dem Kapitel Krebs hat sie ohnehin nicht. "Dieses Trauma, diese Angst hat man immer." Leena Molander: "Krebs bleibt der Schatten deines Lebens."

Die Selbsthilfegruppe soll jetzt einen Kreis bilden, damit die Beteiligten gemeinsam lernen, besser mit ihren Ängsten und Sorgen umzugehen. "Manchmal ist es wichtig, überhaupt mit jemandem sprechen zu können, der auch emotional genauso betroffen ist. Denn auch der Partner kann nicht immer nur die Krankengeschichten hören", sagt Dörthe Bräuner. Die nicht betroffenen Familienmitglieder verdrängen oft viel schneller das Thema.

Eine Sorge bleibt allen krebskranken Eltern nicht erspart: Auch die Kinder bekommen Ängste, können in der Schule nicht mehr wie vorher mithalten. Sie benötigen therapeutische Hilfe. "Das Wichtigste bleibt, offen zu sein", sagt Leena Molander. "Meine Kinder haben von mir erfahren, wie krank ich wirklich bin, und konnten so besser reagieren auf Gerüchte im Dorf, ich sei schon austherapiert, was nicht stimmte." Dörthe Bräuner: "Ich habe mir ganz viel Zeit für meine Kinder genommen und viel erzählt."

Die schwere Krankheit tot zu schweigen, helfe den Kindern nichts, sagt Selbsthilfegruppen-Koordinatorin Kerstin Kreuzhage. "Kinder haben feine Antennen. Sie spüren schnell, wenn etwas nicht stimmt."

"Für mich war Krebs vor meiner Erkrankung immer gleichbedeutend mit Tod", erzählt Leena Molander. "Ich habe anfangs das Wort nicht in den Mund genommen, sondern von einem bösartigen Tumor gesprochen. Auch ich musste erst lernen, mit dem Krebs zu leben."

Diese Erfahrungen wollen die beiden Frauen in der Gruppe weitergeben - um Kraft zu geben fürs Leben.