Nur vier Seebäderschiffe fahren die Insel noch an. Von 30 Booten in den 70er-Jahren blieben noch sieben.

Helgoland

Wenn Rickmer Köhn (59) von der Landungsbrücke von Helgoland den Einsatz der Börteboote lenkt, ist er in seinem Element. In den goldenen 70ern stand er selbst auf den Planken der acht Tonnen schweren Boote, die damals pro Saison bis zu 800 000 Gäste sicher von den Bäderschiffen abholten. Gut 30 Boote waren unterwegs. Heute sind davon noch sieben übrig geblieben.

Doch die Börte lebt. Und sie soll es noch lange, wenn es nach Rickmer Köhn, den alle auf der Insel "Ricky" nennen, und seinem Vorgesetzten, Bürgermeister Frank Botter, geht. "Das ist eine Touristenattraktion und ein Teil der Helgoländer Geschichte", sagt Köhn.

Doch sein Chef weiß, dass dafür auch genügend Seebäderschiffe kommen müssen. Seit Mitte April liegen die beiden Schiffe von Büsum, die "Funny Girl" des Cuxhavener Reeders Cassen Eils, und die "Lady von Büsum" der Reederei Rahder fast täglich auf Reede vor der Hauptinsel.

Seit dem 1. Mai ankert Cassen Eils Schiff "Atlantis", das im Sommer von der Förde-Reederei Seetouristik gechartert wird, ebenfalls vor Helgoland. Und ab 17. Juni kommt noch die "Helgoland" von Wilhelmshaven. "Wenn alle Schiffe voll besetzt sind, müssen die Börteboote 3200 Gäste an Land bringen", rechnet Bürgermeister Botter vor. Kein Vergleich zu den Zeiten, als zwölf Schiffe Richtung Helgoland, darunter die "Wappen von Hamburg" mit bis zu 1800 Passagieren, unterwegs waren.

Für Botter sind die vier Seebäderschiffe so etwas wie eine Mindestgröße, um wirtschaftlich die Börte betreiben zu können. Da drei Schiffe bereits die neuen Europa-Normen erfüllen - also modernisiert worden sind - und das vierte, die "Atlantis", im Winter überholt werden soll, geht er davon aus, dass die Reeder auch künftig Kurs Richtung Helgoland nehmen. "Und vielleicht kommt ja mal ein neues Schiff dazu", hofft Botter.

Doch von einem Neubau wagt kaum einer zu träumen. Sogar die Katamarane, die direkt im Südhafen anlegen und nicht ausbooten, machen sich rar. Regelmäßig steuert nur noch der "Halunder Jet" der FRS-Tochter Helgoline den roten Felsen an. Vorsichtig optimistisch bis skeptisch blicken die Insulaner aufs Festland, wo jetzt ein neues Entwicklungskonzept für die Insel entworfen werden soll. Nächste Woche macht sich dafür die Arbeitsgruppe des zuständigen Pinneberger Kreistages auf der Insel über die Situation kundig.

Währenddessen muss sich Brückenkapitän Köhn verstärkt um neue Mitarbeiter kümmern. Denn die unsicheren Aussichten für die Börte ziehen junge Menschen nicht an. Zudem kostet ein neues Boot mindestens 150 000 Euro - Geld, dass ein junger Mensch kaum zur Verfügung hat.

Einer der letzten Jüngeren, der sich traute, ist Sven Köhn (35). Er hat das Kapitänspatent und könnte so auch woanders anheuern. Vier Kapitäne und drei Besatzungsmitglieder gehören zur Jahres-Crew im Dienst der Gemeinde. 26 Köpfe stark ist das Börte-Team in dieser Saison - nur dank der Anmusterung gestandener Männer, die in Eigenregie für den Seemannsberuf ausgebildet werden. Damit die Börte weiterlebt.