Am 31. Juli verlieren die 45 Kinder ihr “zweites Zuhause“ - und fünf Erzieherinnen ihren Arbeitsplatz.

Pinneberg. Schock für den Kindergarten Hindenburgdamm: Pastor Matthias Bormann hat dem Elternbeirat mitgeteilt, dass die von der evangelisch-lutherischen Heilig-Geist-Kirchengemeinde getragene Kita zum 31. Juli des kommenden Jahres geschlossen wird. Die fünf Erzieherinnen der Einrichtung sollen bereits ihre Kündigungen erhalten haben.

"Für die 45 Kinder und uns Eltern ist das ein Desaster", sagt Elternvertreterin Marika Dreyer. Nicht nur, weil sich in dem liebevoll geführten Haus seit fast 40 Jahren Generationen von Kinder wohl fühlen. Auch, weil die Kita mit der Betreuung von derzeit überwiegend Kindern aus Migrationsfamilien in einem sozialen Brennpunkt eine wichtige Arbeit leiste, die nicht ersetzt werden könne. "Die meisten Familien wohnen in Fußnähe zum Kindergarten", sagt Elternvertreterin Julia Repenning. Rundum sind alle Kitas belegt. Die wenigsten Väter und Mütter könnten ihre Kleinen mit dem Auto in einen weiter entfernten Kindergarten bringen, weil sie kein Auto besäßen.

Pastor Matthias Bormann, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, sah angesichts der Kürzung der städtischen Kita-Zuschüsse keine andere Möglichkeit, als die Einrichtung zu schließen. "Es fehlen uns mit der neuen Budgetierung durch die Stadt künftig 30 000 bis 40 000 Euro pro Jahr. Das können wir nicht tragen. Wir haben versucht, mit der Stadt zu verhandeln, doch die bleibt beim neuen Referenzmodell für die Bezuschussung der Kindertagesstätten in Pinneberg.

Laut Kindertagesstättengesetz des Landes Schleswig-Holstein steht ein Kindergarten auf fünf finanziellen Säulen: Das Land finanziert einen Teil der Kosten, ebenso wie die Gemeinde und der örtlichen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe. Der Rest des Geldes kommt durch Kita-Gebühren und Eigenleistungen des Trägers zusammen.

Das von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe erarbeitete Pinneberger Referenzmodell sieht nun vor, dass die Stadt als einer von fünf Finanzierern nur noch die tatsächlich geleisteten Betreuungsstunden in den Kindergärten bezuschusst. "Bisher hatten die Kindergärten jährlich ihren Bedarf angemeldet, den hat die Stadt mit dem sogenannten unvermeidbaren Unterschuss finanziert. Das war zu teuer", erklärt Bernd Hinrichs (CDU) als Vorsitzender des Ausschusses Soziales, Kinder, Senioren. Die Kita Hindenburgdamm passe aufgrund ihrer besonderen Struktur auf kleinstem Raum mit wenigen Kindern und vollem Personalstand leider nicht in das städtische Referenzmodell. Wegen dieser Besonderheiten habe die Ratsversammlung bereits im Wege einer einmaligen Ausnahmereglung bis zum 31. Juli 2010 eine höhere Bezuschussung beschlossen." Bis zu diesem Termin sollte der Träger eine Lösung gefunden haben. Gelungen ist das der Heilig-Geist-Kirchengemeinde offensichtlich nicht.

Den drei- bis sechsjährigen Knirpsen und ihren Eltern helfen komplizierte Rechnungen und Erklärungen wenig. Sie sind unglücklich, ihr zweites Zuhause zu verlieren. Ersatzkindergartenplätze sind ihnen bisher nicht angeboten worden. "Und wenn", sagt Marika Dreyer. "Dann verlieren die Kinder doch ihre geliebten Erzieherinnen. Das wird noch ganz schrecklich."