Kiel lehnt bürokratischen Irrsinn Brüssels ab und setzt auf private Projekte. Haseldorfer ahmen Stader Vorbild nach.

Kreis Pinneberg. Bjarne, Anna und die meisten Erstklässler in der kleinen Marschenschule haben fast täglich einen Apfel in ihrer Dose fürs Pausenfrühstück. Doch je städtischer die Schulen werden, desto häufiger dominiert der süße Schokoriegel die Zwischenmahlzeit der Schüler. Um diesem für die Gesundheit negativen Trend gegenzusteuern, hat die Europäische Union ein Förderprogramm für tägliches Schulobst beschlossen - sehr zur Freude von Medizinern.

Doch der Teufel lauert im Detail. "Das erfordert einen irrsinnigen bürokratischen Aufwand", beklagt Christian von Boetticher, Ex-Umweltminister und heutiger Chef der CDU-Landtagsfraktion. Obstbauer Georg Kleinwort nennt dafür ein Beispiel: "Wenn ein Lehrer so einen geförderten Apfel essen würde, wäre das Subventionsbetrug."

Deshalb lehnt die Mehrheit in Kiel es ab, dass sich Schleswig-Holstein an dem EU-Programm beteiligt. Stattdessen setzen die Politiker auf private Initiativen. Darauf müssen sie in unserer Region nicht lange warten: Die Obstbauern in der Haseldorfer und Seestermüher Marsch setzen sich heute Abend auf dem Obstgut Deekenhörn in Haselau-Hohenhorst zusammen, um über ihre Möglichkeiten zu beratschlagen.

Vorbild ist eine Initiative aus dem Alten Land, dem deutschen Hauptanbaugebiet für Äpfel. Dort haben die Obstbauern einen Förderverein gegründet, der sich um Bestellung und Verteilung des Obstes kümmert. Nach einem Pilotprojekt im vorigen Jahr, das hohen Zuspruch in den Schulen fand, beteiligen sich seit September auch Schulkinder im Harburger Umland, im Raum Hannover und in Bremervörde an der Aktion.

"Wir liefern jeden Montag Obst für eine Woche in die Schulen. Dazu gibt es einen Apfelteiler, und dann kann es losgehen", erklärt der Hohenhorster Obstbauer Kleinwort.

Im Alten Land klappt dieses Modell hervorragend. Weil die Äpfel beim gemeinsamen Frühstück gleich geteilt werden, muss sich auch kein Hausmeister über herumliegenden Griebsch, das ist das Kerngehäuse, ärgern. Zudem nutzen einige Schulen die Chance, auch Apfelsaft, der auf den Obsthöfen frisch gepresst wird, in ihren Service zu nehmen.

Es gibt nur einen Wermutstropfen: Die Eltern müssen 20 Euro Eigenbeteiligung pro Halbjahr zahlen. Das sind umgerechnet auf einen Apfel pro Tag 20 Cent. Klaus Rix, Leiter der Grund- und Hauptschule Birkenallee in Uetersen: "Wir müssen sehen, was zumutbar ist bei der Eigenbeteiligung. Vielleicht finden wir ja noch weitere Sponsoren. Es wäre wichtig, dass unsere Kinder lernen, dass Obst und Gemüse zu einer guten Ernährung dazu gehören."

www.schulapfel.de