Greifvogelbetreuerin entdeckt das tote Tier in der Nähe seines Horstes. Kritik an Jäger, die Zugvögel bejagen.

Kreis Pinneberg. Anke Brandt, Greifvogelbetreuerin des Naturschutzbundes (Nabu), ist todtraurig. Beim Spaziergang im Heister Wald entdeckte sie einen toten Uhu. Das Jungtier hing in fünf Meter Höhe leblos im Baum. "Wir haben Strafanzeige gegen den Schützen erstattet", sagt Hans Ewers, Sprecher der Nabu-Kreisgruppe.

Die Naturschützer gehen davon aus, dass der Vogel vorsätzlich erschossen worden ist. Der Leiter der Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz und ehemalige Polizeibeamte, Uwe Robitzky, hat den Uhu untersucht und Schrott gefunden. Damit entfällt die Möglichkeit, dass ein Schuss vom nahe gelegenen Übungsplatz der Kaserne das Unglück verursacht hat.

"Wir hoffen, dass es im Kreis Pinneberg ein Einzelfall bleibt", sagt Nabu-Sprecher Hans Ewers. "Bislang sind wir in unserer Region weitgehend von solchen Taten verschont geblieben." In anderen Landesteilen sieht das anders aus. Rainer Borcherding von der Organisation FÖJ Wattenmeer: "Wir bekommen laufend Meldungen über abgeschossene Greifvögel."

Der Uhu gehört in Schleswig-Holstein zu den bedrohten Arten. Erst vor 30 Jahren war er wieder angesiedelt worden. Zurzeit wird offiziell mit 80 Brutpaaren gerechnet. Die Naturschützer gehen von deutlich mehr Tieren aus. Allein im Kreis Pinneberg sind sieben Brutpaare bekannt, die Landes-Statistik hat zwei erfasst.

In der Uhu-Familie im Heister Wald wuchsen im Frühling zwei Jungtiere auf. Sie wurden am 1. Mai beringt, sodass die Tierschützer wissen, dass jetzt das Uhu-Mädchen erschossen worden ist: ein stolzer Vogel mit einer Flügelspannweite von zweieinhalb Metern.

"Meine Fantasie reicht nicht aus, um mir vorzustellen, wer so etwas getan hat", sagt Hans Ewers. Deutlicher wird seine Kritik bei der Auswertung des Landesjagdberichts. Etwa 130 000 große Vögel sind voriges Jahr geschossen worden - viel zu viele aus Sicht des Naturschutzbunds.

"Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Jagd", betont Ewers. Wenn zum Beispiel die Tiere gegessen werden, sei das ein Grund für die Jagd. Doch es gebe keine Menschen, die Möwen oder Rabenkrähen essen. Auch für das Blässhuhn mag der Appener keine Hegeleistung erkennen. Noch kritischer kommentiert Ewers, dass im Land 3500 Waldschnepfen, davon 120 im Kreis Pinneberg, geschossen wurden. "In Schleswig-Holstein steht dieser Vogel auf der Roten Liste", sagt Ewers. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern im Verband appelliert er an die Jäger, "unsere Zugvögel nicht weiter zu dezimieren".

Kreisjägermeister Wolfgang Heins: "Das ist eine Glaubensfrage. Entweder man akzeptiert die Jagd oder nicht. Aus meiner Sicht ist es legitim, jede Art, die reichlich vorhanden ist, zu bejagen, so lange wir ihren Bestand nicht nachhaltig verringern. Wir sprechen auf allen Ebenen auch mit den Naturschützern darüber, was wann wo gejagt werden darf oder muss."