Ex-Chef im Rathaus fordert mehr Dienstaufsicht von seiner Nachfolgerin. “Fenster der Trauerhalle sind völlig dreckig.“

Halstenbek. Die Hundesteuer brachte das Fass zum Überlaufen. Halstenbeks früherer Bürgermeister Gerhard Flomm reiht sich ein in die Front verärgerter Hundehalter, die sich über die geplante Anhebung des Tarifs um mehr als 100 Prozent aufregen. Der stolze Besitzer des Golden Retrievers "Rusty", der sich sonst als Pensionär weitgehend aus dem aktuellen Tagesgeschehen heraushält, reagiert bissig - wie in alten Zeiten. Einmal auf der Fährte, nutzt Flomm die Gelegenheit, gleichsam in einer Art Rundumschlag Versäumnisse und Unzulänglichkeiten der Halstenbeker Kommunalpolitik aus seiner Sicht zu beschreiben.

"Charakterlosigkeit" wirft der frühere Verwaltungschef (1979 bis 1989) den christdemokratischen Politikern vor, die nun dabei seien, schon zum zweiten Mal ihr Wahlversprechen zu brechen. "Erst wurde nach der Kommunalwahl entgegen der Ankündigung der CDU die Grundsteuer erhöht, jetzt ist die Hundesteuer dran", beschreibt der 72-jährige Ruheständler das Verhalten seiner früheren Parteifreunde. Solche Leute, die nach der Wahl anders redeten als vor der Wahl, passten vielleicht in die Zeit, seien allerdings für ihn nicht die passenden Volksvertreter. "Eine solche CDU wähle ich nicht mehr", verspricht Flomm. Was denn sonst? "Dann schon lieber die Horst-Schlämmer-Partei", lästert der Ex-Bürgermeister.

Spaß beiseite: Statt die Hundesteuer zu erhöhen, um eventuell mehr Zuschüsse aus Kiel kassieren zu können, sollten die Politiker lieber ihre Ausgaben begrenzen, empfiehlt Flomm mit Blick auf die Kassenlage. "Wir brauchen eine Kommunalaufsicht, die eine Schuldenbremse anordnen kann, um zum Wohle der Bürger ausufernde Finanzen zu verbieten und den Größenwahn einiger Politiker zu stoppen", fordert der Pensionär. Wie im Falle Halstenbeks, wo Millionen für das Knick-Ei verschleudert worden seien. "Kein einziger Politiker hat sich dafür schuldig bekannt", sagt Flomm verärgert. Dabei sei es doch so einfach: "Was ich mir nicht leisten kann, darf ich mir nicht kaufen." Der Ex-Bürgermeister erinnert daran, dass die Gemeinde zwölf Millionen D-Mark in der Rücklage hatte, als er aus dem Amt schied.

Mit dem Neubau der Gemeinschaftsschule auf der Brandtschen Wiese steuere Halstenbek jetzt auf das nächste Millionengrab zu. Die Finanzierung in Öffentlich-Privater Partnerschaft (ÖPP) diene nur zum Tarnen und Täuschen. "Der Schuldenberg bleibt", prophezeit Flomm. Das komme dabei heraus, wenn man einen Banker der HSH Nordbank die Finanzpolitik gestalten lasse, spielt der Ex-Verwaltungschef auf Gemeindevertreter Helmuth Ahrens (CDU) an. Der Vorwurf an Linda Hoß-Rickmann: "Statt zu sagen, wir dürfen diese Schule nicht bauen, weil wir sie uns nicht leisten können, setzt sich die Bürgermeisterin noch an die Spitze der Bewegung." Flomm plädiert - wie SPD und FDP - für einen schrittweisen Ausbau der vorhandenen Schule.

Sich wie Hoß-Rickmann der Gemeinschaft "Mayors for Peace" anzuschließen und eine atomwaffenfreie Welt zu fordern, sei gewiss eine gute Sache. Doch dürfe darüber die Dienstaufsicht nicht zu kurz kommen. Als Teilnehmer einer Beerdigungsfeier seien ihm die völlig verdreckten Fenster der Trauerhalle aufgefallen "Ich habe mich geschämt dafür", sagt Flomm. Sein Hinweis an die Bürgermeisterin am 21. November habe nichts geändert. "Die Fenster sehen immer noch aus wie geteert." Wie das zu dem neuen Leitbild der Gemeinde passe, ihre Aufgaben zeitnah und sorgfältig zu erledigen, kann sich Flomm nicht erklären. "Dienstaufsicht vor Ort bedeutet, sich auch mal in der Gemeinde umzusehen", empfiehlt er seiner Nach-Nachfolgerin.