Die Gemeinde Bönningstedt wird künftig neue Baugebiete in Eigenregie vermarkten.

Bönningstedt. Das beschloss jetzt der Gemeinderat auf seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der Bönningstedter Wählergemeinschaft (BWG) gegen die Stimmen von CDU und SPD, die an diesem Abend zusammen nicht die Mehrheit hatten, weil einige Ratsmitglieder fehlten.

"Es geht darum, wenn ein neues Baugebiet erschlossen werden soll, dass wir dies selber in die Hand nehmen wollen", begründet Bürgermeister Peter Liske (BWG) diese Initiative. Denn die Gemeinde dürfe nicht auf den Folgekosten für die notwendige Infrastruktur, für den Bau neuer Straßen, Regenrückhaltebecken, Schulklassen oder Kindergärten sitzen bleiben, während der private Investor den Profit einstecke. Deshalb sollten sich künftig der Grundstückseigentümer und die Gemeinde die Erträge aus dem Grundstücksverkauf teilen.

Zurzeit koste ein Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche in Bönningstedt etwa zehn Euro. Für den fertig erschlossenen Quadratmeter Bauland für eine Doppelhaushälfte würden 235 Euro fällig, erläutert Liske. Die Erschließung wiederum schlage mit bis zu 100 Euro zu Buche. Dieses Delta von rund 120 Euro sollte künftig nicht mehr an der Gemeindekasse vorbeifließen.

Zudem könnte Bönningstedt auf diese Weise gezielter planen, nennt Liske einen weiteren Vorteil. So habe eine Untersuchung ergeben, dass viele Bürger 40 bis 45 Jahre alt seien, während es an Leuten fehle, die 30 bis 35 Jahre alt sind. Wenn also die in den vergangenen Jahren stark auf 4500 Einwohner gewachsene Gemeinde dies bei ihren Planungen berücksichtige und neue Projekte aufschiebe, könnte sie diesen demografischen Nachteil steuern.

Ein Problem dieser Variante sei allerdings, so warnten Sprecher von CDU und SPD, dass die Gemeinde in finanzielle Vorleistung gehen und dabei womöglich externe Planer bezahlen müsse, weil das Amt Pinnau dies nicht leisten könnte. "Die BWG will doch nur verhindern, dass hier in Zukunft überhaupt Neubaugebiete erschlossen werden", kritisierte Rolf Lammert (CDU). Doch die BWG konnte sich letztlich durchsetzen. Liske: "So wie wir es künftig wollen, machen es inzwischen fast alle Orte im Kreis Pinneberg."