Auch männliche Opfer

"Häusliche Gewalt wächst mit Wirtschaftskrise", PZ vom 17. November

Schade, dass Sie die Gleichstellungsbeauftragten-Propaganda in diesem Artikel derart unkritisch übernehmen. Dabei gälte es, einiges richtig zu stellen. Etwa das hier: "Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums hat jede vierte Frau mindestens einmal Gewalt durch einen Mann erlitten." Stimmt, aber das gleiche Ministerium hat eine weitere Studie über Gewalt gegen Männer veröffentlicht, die herausgefunden hat, dass auch jeder vierte Mann, der befragt wurde, schon einmal Gewalt durch seine Partnerin erlebt hat. Nur ist die Scham, die Hemmschwelle für Männer weit größer, sich gegenüber der Polizei als Betroffener häuslicher Gewalt zu offenbaren - was die geringen Fallzahlen im sogenannten Hellfeld erklärt.

"Gewalt gegen Frauen ist laut dieser Untersuchung kein Problem sozialer Brennpunkte, sondern findet in allen gesellschaftlichen Schichten statt." Damit soll suggeriert werden, nicht der soziale Status begünstige die Gewaltausübung, sondern vor allem das Geschlecht. Tatsächlich kommt häusliche Gewalt zwar in allen Schichten vor, jedoch nicht gleich verteilt. In der Unterschicht ist sie wesentlich häufiger als in bessergestellten Kreisen. Auch das haben viele Studien ergeben. Wenn Hanna Volz also sagt: "Die Ursache ist die Geschlechterhierarchie", so liegt sie damit total falsch.

Dieser Gedenktag gegen Gewalt an Frauen hat sich längst überlebt. Es hat überhaupt keinen Sinn mehr, bei den Betroffenen nach Geschlecht zu unterscheiden. Jeder kann Opfer werden, jeder Täter, unabhängig vom Geschlecht. Häusliche Gewalt gegen Männer ist ein Tabu, das überwunden werden muss. Das geht nur, wenn man die feministische Brille endlich abnimmt und jedem Betroffenen unvoreingenommen hilft. Dieser obskure "Gewalt-gegen-Frauen"-Feiertag dagegen gräbt nur neue Gräben zwischen den Geschlechtern.

Frank Langenfeld, per E-Mail

Erstmals gemeinsam

"Bürgermeister fordern weniger Fluglärm", PZ vom 11. November

Vertreter aus Ellerau, Hasloh, Henstedt-Ulzburg, Norderstedt und Quickborn haben in Sachen Fluglärm gemeinsam einen Forderungskatalog aufgestellt. Darin sind neun Wünsche formuliert, die an das Kieler Wirtschaftsministerium geschickt werden. Das Ministerium soll Verhandlungen mit Hamburg führen mit dem Hauptziel, für eine "Faire Verteilung der Flüge" zu sorgen.

Vorausgegangen war ein durch die IG Flugschneise Nord beauftragtes Gutachten, das feststellte, dass die Bahnbenutzungsregelung für die Flugverkehre nicht mehr gültig ist. Die IG-Flugschneise Nord beabsichtigt, eine Feststellungsklage zu führen und ist aus Kiel gebeten worden, diese Klage zurückzustellen, um auf dem Verhandlungswege zu Lösungen zu kommen.

Damit ist eine neue Situation für die betroffenen Gebiete entstanden. Erstmals hat sich Kiel bereit erklärt, ernsthaft mit Hamburg über den Fluglärm zu verhandeln. Dazu kam es, weil die fünf betroffenen Kommunen geschlossen aufgetreten sind und konkrete Forderungen gemeinsam aufgestellt haben. Bisher müssen die Gemeinden nördlich von Hamburg rund 45 Prozent aller Flüge verkraften, in den besonders empfindlichen Tagesrandzeiten noch mehr. Ziel sind künftig 35 Prozent, maximal 60 000 Flüge. Neben diesem Ziel war mir persönlich besonders eine Ausweitung des achten freiwilligen Lärmschutzprogramms wichtig - und zwar räumlich wie auch inhaltlich.

Und drittens ist die Grenzziehung der geförderten Gebiete in Hasloh, Norderstedt und Quickborn zweifelhaft. Es wurden vor Jahren Lärmimmissionen der betroffenen Gebiete auf Grundlage vorgegebener Flugwege berechnet - nicht gemessen. Doch auch seinerzeit wurde von den Flugwegen abgewichen. Das floss aber nicht in die Kontur der zu fördernden Gebiete ein. Eine Korrektur ist dringend geboten.

Das Abstimmungsgespräch kann der Anfang von weniger Fluglärm und mehr Lärmschutz in unserer Region sein. Jetzt ist die Kieler Landesregierung am Zuge, die Rückendeckung der Städte und Gemeinden hat sie.

Jürgen Radowitz, Quickborns Mitglied in der Fluglärmschutzkommission

Ohne ist normal

"Heute feiern wir mal ohne Bier und Schnaps", Kommentar in der PZ vom 18. November

Der Kommentar zu dem Artikel über den steigenden Alkoholkonsum Jugendlicher überführt sich selber und darf nicht unkommentiert bleiben. Schon die Überschrift "heute mal ohne" geht von der manifesten Meinung aus, "mit" ist das Normale. Und genau das lernen die Kinder in unserer Gesellschaft. Oder welcher Erwachsene vermittelt seinen Kindern "ohne ist normal" oder würde sich selber diesen "Zwang" antun, ohne feiern zu "müssen"? Das ist der Stellenwert des Alkohols in der Gesellschaft, da müssen wir nicht überlegen. Verkehrte Welt, die süchtige Kinder produziert. Und jede Menge Alkoholiker deckt. Alkohol hat uns doch voll im Griff und die Unnormalen sind heute Abstinenzler und trockene Alkoholiker. Diese sind es, die sich gegen Stigmatisierung meinen wehren zu müssen. Und das hat der Kommentar wunderbar wieder gegeben! Alkohol macht erst fröhlich und dann krank.

Regine Wilms, per E-Mail

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