Der Leiter einer Bankfiliale in Schenefeld ist Autor des Buches “Blutzeugen“, in dem Täter des NS-Regimes zu Opfern erklärt werden.

Schenefeld/Hamburg. Im Beruf ist er ein biederer Banker - in seiner Freizeit beschäftigt sich André Busch offenbar mit weitaus Brisanterem als Bankkonten. Der Leiter einer Bankfiliale in Schenefeld ist Autor des mehr als 500 Seiten starken Buches "Blutzeugen", wie er gestern NDR-Info und der "tageszeitung" bestätigte.

In dem unter dem Autorennamen A.K. Busch veröffentlichten Buch werden laut NDR "Täter des NS-Regimes zu Opfern und damit zu Blutzeugen" erklärt. Bei einem Internet-Anbieter heißt es in der Produktbeschreibung: Dem Autor sei es in "mühsamer, jahrelanger Kleinarbeit gelungen, über 220 Gefallene der nationalsozialistischen Kampfzeit aufzulisten, eingehender zu beschreiben und deren Biografien mit mannigfaltigen Bildquellen zu beleuchten".

Beim Hamburger Verfassungsschutz ist der Bankangestellte kein Unbekannter. Busch ist "Alter Herr" der als rechtsextrem eingeschätzten und beim Verfassungsschutz unter Beobachtung stehenden "Pennalen Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg". Diese machte auf ihrer - inzwischen geänderten - Homepage mit dem Satz "Das System hat keine Fehler, das System ist der Fehler" auf sich aufmerksam.

In rechtsextremen Kreisen findet "Blutzeugen" offenbar großen Anklang, die erste auflage ist bereits ausverkauft. Verlegt wird es im Nordland-Verlag, der dem NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise gehört

"Der Autor suggeriert, mit seinem Werk einen wissenschaftlichen Anspruch zu verfolgen", so Heino Vahldieck, Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz. Tatsächlich jedoch, so bestätigt Vahldieck der Pinneberger Zeitung, würden darin frühe Anhänger der NS-Bewegung glorifiziert. Es beginnt beispielsweise mit einem Beitrag über die "Gedanken des letzten noch lebenden Teilnehmers des Marsches auf die Feldherrenhalle am 9. November 1923 in München". Der Verfassungsschützer verweist zudem auf den Verlag, in dem "Blutzeugen" erschienen ist - und auf die Tatsache, dass sein Autor das Werk mehrfach auf rechtsextremen Veranstaltungen präsentiert hat.

So stellte Andre Busch, der seinen Verbindungsnamen "Tirpitz" offensichtlich in Anlehnung an den Großadmiral Alfred von Tirpitz gewählt hat, das Werk im Rahmen einer Veranstaltung des NPD-Kreisverbandes Hamburg-Mitte-Nord vor.

In einem Beitrag auf ihrer "Heimatseite" bezeichnet die Hamburger NPD das Buch als "einzigartiges Werk". Anfang Februar 2009 präsentierte Busch das Werk vor führenden norddeutschen Neonazis.

Der Bankmanager André Busch war gestern für eine Stellungnahme in der Schenefelder Bankfiliale nicht zu erreichen, da er wegen Krankheit fehlte. In der Pressestelle des Kreditinstitutes hielt man sich ebenfalls bedeckt: "Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt aus dem Hause keine Stellungnahme."

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