Das Ministerium für Verbraucherschutz hat neben dem medizinischen Dienst weitere Tests initiiert.

Kreis Pinneberg. Alfred Abel hat eine Bank geleitet. Seine Frau Irene hatte jahrelang die Verwaltung des Deutschen Roten Kreuzes in Pinneberg im Griff. Jetzt, im Ruhestand, haben die Eheleute aus Appen eine neue Aufgabe angepackt - mit ebenfalls hoher Verantwortung: Sie begutachten im Auftrag der "Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung" Senioreneinrichtungen.

"Wir schauen besonders auf die weichen Faktoren und wollen wissen, ob die Senioren sich wohl fühlen", erklärt Ingrid Abel (68) den Unterschied zu den Prüfungen des Medizinischen Dienstes. Statt Pflegeprotokolle zu durchleuchten, suchen die Begutachter das Gespräch mit den Bewohnern, allen voran mit dem Heimbeirat. Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde sind die wichtigsten Themen. "Wir führen mit Heimleitung und Heimbeirat getrennte Interviews, und bei Widersprüchen bringen wir beide Gruppen an einen Tisch", erklärt Alfred Abel (69).

Die Urkunden gelten für ein Jahr. Erst danach fallen Gebühren an. Den Start fördert das Verbraucherschutzministerium. Die Teilnahme ist freiwillig. Die Kursana Residenzen haben sich, so Wedels Einrichtungsleiter Claus Heydebreck, für andere Prüfungen entschieden, und zwar durch den Tüv. "Aber je mehr mitmachen, desto mehr wächst der Druck auf die anderen, ebenfalls die Begutachtung zu beantragen", sagt Alfred Abel.

Begeistert waren die Eheleute von ihren Eindrücken im Seniorensitz an der Elbe, der vor 25 Jahren von Familie Wenckstern gegründet worden ist. Tatsächlich konnten Ingrid und Alfred Abel nur wenige Mankos entdecken: So fehlte eine Übersicht, wer die Leitungskräfte im Hause sind. Dieser Fehler war schnell behoben. Online gesteuert, flimmert das Leitungsteam jetzt regelmäßig über den Bildschirm im Eingang des Hauses. Dieses moderne Kommunikationsmittel soll bald auch für den Speiseplan genutzt werden. Denn sowohl die Begutachter als auch der Medizinische Dienst hatten bemängelt, dass die Pläne zu klein und für Rollstuhlfahrer zu hoch angebracht sind.

Florian Wenckstern nahm die Anregungen sehr ernst. Er sagt: "Wir wollen dabei auch erfahren, wo unsere Schwächen liegen."

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