Der Rechnungshof plädiert dafür, die Zuschüsse um die Hälfte zu kürzen, weil andere Länder weniger ausgeben. Schulen und Verbände setzen sich für Umweltschützer ein

Kreis Pinneberg. Ramon (10) hat einen Goldfisch gefangen. Das ist leicht zu erklären, aber was ist das für ein Insekt, das übers Wasser laufen kann? "Ganz einfach: Das ist ein Wasserläufer. Mit seinen feinen dichten Haaren an den Beinen nutzt er die Oberflächenspannung des Wassers", erklärt Jonas Brockstedt. Er ist doppelt so alt wie der Junge und ein begeisterter Naturschützer. Klar, dass er sich statt für Wehrdienst lieber fürs freiwillige ökologische Jahr entschieden hat.

Allein in der Haseldorfer Marsch sind es vier junge Leute, die sich aus freien Stücken dafür entschieden haben, die Umwelt zu pflegen. Doch wie lange noch? Geht es nach der Analyse des Landesrechnungshofs, dann gibt es in Schleswig-Holstein künftig weit weniger FÖJ-Stellen.

Gegen diese mögliche Kürzung wehren sich diejenigen, die bislang vom freiwilligen ökologischen Einsatz profitieren. Allen voran sind das die Naturschutzverbände und die Schulen. "Wir Lehrer benötigen das FÖJ als Unterstützung. Die jungen Leute haben einen ganz anderen Draht zu den Schülern"; sagt Maren Schramm vom Arbeitskreis Schulen für eine lebendige Unterelbe". Auch beim Naturschutzbund (Nabu) kümmern sich die FÖJ-ler, wie sie gerufen werden, vordringlich um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Weil das für den Nabu anders nicht in diesem Umfang zu leisten ist, hat der Verband wie alle anderen Organisationen schon nach der Sparwelle vor drei Jahren tief in die eigene Kasse gegriffen. "Obwohl die Mittel um 22 Prozent gekürzt wurden, konnten alle 150 Stellen im Land aufrechterhalten werden", sagt die Biologin Sabine Gettner stolz. Sie koordiniert fürs FÖJ Wattenmeer gemeinsam mit der Jugendpfarramt der Nordelbischen Kirche den Ökodienst im Land.

"Umweltbildung" hat für Barbara Ostmeier (CDU), die als Abgeordnete in den Reihen der Kieler Regierungsfraktion mitentscheiden muss, einen hohen Stellenwert. Sie informierte sich bei einem Kampagnentag am Hetlinger Wassererlebnispfad über die Situation. "Ich halte eine Diskussion über andere Einnahmequellen für notwendig", sagt die Christdemokratin.

Die Verantwortlichen in den Umweltverbänden stellen sich dieser Aufforderung. Sie sammeln beispielsweise alte Handys und verkaufen sie gemeinsam mit dem Freundeskreis der Umweltakademie. Außerdem wird über die Ausgabe von FÖJ-Aktien debattiert.

Große Lücken bei der öffentlichen Finanzierung werden damit aber wohl nicht zu schließen sein, meint Sabine Gettner. Sie hält die Rechnung der Finanzprüfer des Landes nicht für fair: Denn jedes Land finanziere das FÖJ anders, die ostdeutschen Bundesländer hätten sogar den Vorteil, auch Mittel der Europäischen Union zu erhalten. Fatal: Wenn Schleswig-Holstein noch weniger Geld für FÖJ aufbringt, müssen Stellen gestrichen werden und damit sinkt auch die Pro-Kopf-Bezuschussung des Bundes, und fürs FÖJ ist noch weniger drin.

Damit das nicht so weit kommt, werben die FÖJ-ler in eigener Sache: Alexander Savvides (19), der beim Nabu in Haseldorf eingesetzt ist, erklärt: "Wir sind aktiv für die Kinder, für die Jugendlichen und für unsere eigene Zukunft. Davon profitiert unsere ganze Gesellschaft."