Die Gemeinschaftsanlage ist die einzige im Kreis Pinneberg und auch für Züchter aus anderen Städten interessant.

Tornesch. Für Egbert Hagen ist ein Leben ohne Tiere unvorstellbar. Er wuchs auf einem Bauernhof in Tornesch mit Hühnern, Gänsen und Kühen auf. Heute, als Pensionär, rackert er auf einem Resthof in Kuden (Dithmarschen). Neben Tauben und Hühnern züchtet Hagen sogar Pferde. Seiner Heimat Tornesch bleibt er treu und führt den Rassegeflügel- und Kleintierzuchtverein im Jubiläumsjahr.

Von klein auf kümmerte sich Egbert Hagen um Tauben. Schon als Zehnjähriger schloss er sich dem Verein in Uetersen an. Als Karl-Heinz Mohr 1963 in Tornesch eine Jugendgruppe aufbaute, wechselte der Junge dorthin. "Wir waren zeitweise mehr als 20 Jugendliche, die Geflügel züchteten", erinnert sich Hagen.

Wer damals durch die Norderstraße und die Wege am Moor ging, der hörte vielfältiges Krähen und Gurren von den Höfen und aus den Gärten. "Heute ist das dort nicht mehr vorstellbar", bedauert Willy Pforr, Ehrenvorsitzender des Vereins. Er führte die Mitglieder während der Zeit des Umbruchs von der Tierhaltung auf dem heimischen Gelände hin zur Gemeinschaftszucht.

Die Anlage in Tornesch war die erste im Land und ist immer noch die einzige im Kreis Pinneberg. Deshalb ist sie auch interessant für Züchter, die in Pinneberg und anderswo ihre Häuser aufgeben oder von Nachbarn so drangsaliert werden, dass sie ihre Tiere lieber in die geschützte Umgebung der Gemeinschaftsanlage geben. Dort kümmern sich die Mitglieder selbstverständlich auch um die Tiere, deren Züchter im Urlaub oder krank sind.

"Das Interesse vieler Menschen hat sich stark verändert", analysiert Egbert Hagen, ehemaliger stellvertretender Verwaltungsleiter des Amtes Moorrege. Während früher die Menschen Tiere auch deshalb groß zogen, um sich davon zu ernähren, ist heute ein Überangebot an Fleisch und Gemüse einfach im Supermarkt zu kaufen.

"Der Bezug zur Natur beschränkt sich bei Vielen auf den Urlaub. Sogar Kinder auf dem Dorf kennen keinen Fasan mehr", klagt Hagen. Die immer engere Bebauung führe dazu, dass sogar in kleinen Gemeinden Geflügel immer weniger von den Nachbarn toleriert werde.

Dabei sind Kinder nach wie vor neugierig und offen gegenüber Vierbeinern und Vögeln. "Doch leider verbieten viele Eltern ihren Kindern, sich Tiere anzuschaffen", sagt der Vorsitzende.

Zum Glück gibt es Ausnahmen. Immerhin 14 Jungen und Mädchen gehören dem Tornescher Verein ein. Sie werden von Alfred Ludwig betreut.

In der Familie hat Egbert Hagen die Leidenschaft bewahrt. Seine drei Kinder durften alle Tiere halten. Stolz ist der Pensionär, dass sein Enkel sich ebenfalls begeistern lässt. Wenn Julian (3) kommt, sagt er: "Ich will die Tauben füttern, Opa."

Klar, dass der Jung das darf. Nur in diesen Tagen ist Julian nicht so glücklich über Großvaters Engagement im Geflügelzuchtverein. Denn er hat "Frieda" und "Gertrud", die Hühner seines Enkels, mit zur Schau genommen. "Die sollen lieber zu Hause bleiben, Opa."