Der Anbau von Hildegard Kieselbachs Haus hat während der Erdarbeiten am alten Markt erheblich gelitten. Baugenossenschaft verspricht Schadensregulierung.

Rellingen. Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne. Und wo am alten Markt in Rellingen die Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst baut, reißen die Wände der Nachbarhäuser ein. Diese Erfahrung machte nicht nur - wie berichtet - Clemens Faber vom "Kleinen Gesellschaftshaus". Auch das Einfamilienhaus von Hildegard Kieselbach an der Hohlen Straße 42 weist mittlerweile beträchtliche Beschädigungen auf. Es handelt sich um die Folgen fehlerhafter Aushubarbeiten bei Baubeginn.

Gestern bat die Seniorin zum Lokaltermin in ihre 1936 errichtete Villa, die - nur wenige Meter von der Spundwand der Baustelle entfernt - bislang allen Widrigkeiten in mehr als 70 Jahren trotzte. Doch dann gab es ausgerechnet am 13. April, dem Ostermontag, die böse Überraschung. Hildegard Kieselbach entdeckte im früheren Musikzimmer - einem in den 50er-Jahren errichteten Anbau - einen senkrecht verlaufenden Riss in der Mauer neben der Terrassentür. "Das war ein Schock für mich", sagt die Rentnerin. Die Öffnung ist noch jetzt groß genug, dass man vom Zimmer ins Freie blicken kann. Auch an der gegenüber liegenden Ecke zieht sich ein Riss von der Decke bis zum Fußboden.

Mit anwaltlicher Unterstützung erreichte Hildegard Kieselbach, dass die Baugenossenschaft Sachverständige beauftragte und Markierungsmarken an den Rissen setzte, um das Ausmaß der Beschädigungen zu dokumentieren. "Wir sind bereit, für Schäden aufzukommen, die sich aus dem Bauvorhaben am Markt ergeben", sagt Adlershorst-Vorstand Uwe Wirries. Dort entstehen 28 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten.

Auch Schadensminderungsversuche gab es. So pressten Spezialisten eine Zwei-Komponenten-Masse unter den Anbau, um Setzungen auszugleichen. Doch der Erfolg ist zwiespältig. Während Adlershorst auf verringerte Rissbreiten verweist, hat Hildegard Kieselbach neue Schäden im Fußboden, entdeckt.

Über die Schadensregulierung wird weiter verhandelt. Beim Termin im Musikzimmer zeigten sich auch die Gemeindevertreter Dieter Schröder (CDU) und Ulfert Martinsen (SPD) beeindruckt. Martinsen, selbst Bausachverständiger, ist mit Hildegard Kieselbach einer Meinung: "Der Anbau muss nach Abschluss der Bauarbeiten erneuert werden!"