Das Durchschnittsalter der Rellinger Bevölkerung nimmt mit 45,9 Jahren schon jetzt die Spitzenposition im Kreis Pinneberg ein.

Rellingen. Der Kreisdurchschnitt liegt bei 43,4 Jahren. Der neue Flächennutzungsplan soll die Basis dafür sein, junge Familien in die Gemeinde zu locken. Altersgerechte Wohnungen sind wie bei dem ausgebuchten Wohnprojekt "GemeindeNah" gegenüber der Kirche schon realisiert oder bei Adlershorst am alten Markt sowie an der Hauptstraße im Werden. Hinzu kommt der Bestand von drei Alten- und Pflegeheimen, ergänzt von Sozialstation und Begegnungsstätte. Vergreist Rellingen? Wird die Bezeichnung Baumschulgemeinde bald durch Seniorenhochburg ersetzt?

Trotz dieser Fakten sehen Bürgermeister Oliver Stolz, Bauausschussvorsitzender Eckhard Schlesselmann und Bauamtsleiter Uwe Goldt keinen Anlass, nun in jugendlich anmutendem Aktionismus das Ruder herumzureißen. War es auch ein kleiner Kraftakt, die Schülerzahlen für die Genehmigung der Gemeinschaftsschule zusammen zu bekommen, langfristig steuert Rellingen aus Sicht der Fachleute auch in der Bevölkerungsstruktur den richtigen Kurs. Als Navigationskarte dient der neue, seit August geltende Flächennutzungsplan.

Dieser auf 20 Jahre angelegte Rahmen hat durchaus Potenzial, um neuen Wohnraum auch für junge Familien zu bieten. "Ziel ist nicht dauerhaftes Wachstum zu schaffen, sondern durch Zuzug die Einwohnerzahl stabil zu halten", gibt Oliver Stolz die Richtung vor. Weiterer Wohnungsbau soll dabei vor allem im Umkreis von Schulen und Kindergärten entstehen. So sind über den Bestand von 6600 Wohneinheiten hinaus allein 231 neuen Behausungen im Ortsteil Krupunder vorgesehen. In Egenbüttel können 33 Neubauten hinzukommen, während im Zentrum sogar Platz für 525 neue Wohneinheiten ist. Hier gibt es vor allem noch Reserven zwischen der Tangstedter Chaussee und dem Ellerbeker Weg.

Der Vorrat im Flächennutzungsplan ist langfristig angelegt. Ob und wie zügig die Vorgaben in Bebauungspläne umgesetzt werden, ist nach Stolz' Worten von den Kommunalpolitikern zu entscheiden.

Bereits in Planung sind - so Bauausschusschef Schlesselmann - Bauvorhaben in der Egenbüttler Siedlung "Im Dorfe" sowie ein Projekt am Appelkamp im Ortszentrum. Kurz vor der Wiederbelebung steht zudem das wegen des Greve-Projekts in Halstenbek auf Eis gelegte Nahersorgungszentrum Krupunder an der Einmündung Kellerstraße/Hermann-Löns-Weg.

Die neue Variante: Dort soll neben dem geplanten Supermarkt und einem Discounter auch Wohnungsbau entstehen. Möglich wäre ein Mix aus Ein- und Zweifamilienhäusern, kombiniert mit Mehrfamilien-Bebauung.

Generell seien junge Familien mit Blick auf Rellingen vor allem an Ein- und Zweifamilienhäusern interessiert, betont Stolz. Dennoch müsse auch künftig Wohnraum für alte Menschen geschaffen werden, die ihre Einfamilienhäuser verlassen. Hier findet nach Beobachtung von Schlesselmann häufig ein Besitzerwechsel statt, von dem junge und alte Menschen profitieren. Junge Familien übernähmen die Häuser von Seniorenpaaren, die wiederum in altersgerechte Behausungen umzögen. "Diese Form des Zuzugs über einen Generationswechsel habe ich vor allem im Bereich Neu-Egenbüttel beobachtet", sagt der Bauausschusschef.

Dass Rellingen trotz des steigenden Wohnraumvorrats nicht weiter wachsen wird, ist nach Einschätzung von Stolz und Bauamtsleiter Goldt auf die veränderten sozialen Strukturen zurückzuführen. Immer mehr Single-Haushalte würden entstehen, für die ebenfalls neben dem Familien- und Altenbedarf Wohnraum geschaffen werden müsse.