Klaus Gliemann (65) fährt gern mit dem Zug. Doch als “zugereister“ Tornescher hat er in seiner neuen Wahlheimat erhebliche Schwierigkeiten.

Tornesch. "Wenn ich nach Sylt fahren will, muss ich in Elmshorn umsteigen. Wenn ich am Hauptbahnhof Richtung Süden fahren will, muss ich eine Stunde früher los", berichtet der reisefreudige Rentner. Bei allen Parteiveranstaltungen werde darüber gesprochen, mehr Zughalte durchzusetzen. Doch passiert sei seit Jahren nichts.

Bürgermeister Roland Krügel gehört zu denen, die sich mit der Situation nicht abfinden wollen. Doch auch er muss wieder mal nur mit geballten Fäusten in der Tasche rumlaufen, wenn der neue Winterfahrplan im Dezember in Kraft tritt. Denn die Landesweite Verkehrs-Service-Gesellschaft (LVS) lehnt es ab, dass auch Züge mit dem Status Regionalexpress in Tornesch halten.

Bernhard Wewers, Chef der schleswig-holsteinischen Landesverkehrsgesellschaft, erklärt: Zum einen ist der Takt auf der hoch belasteten Strecke zwischen Neumünster und Hamburg so eng, dass wir die drei Minuten für Abbremsen, Halten und Anfahren in Tornesch nicht haben. Zum anderen will jeder Reisende so schnell wie möglich sein Ziel erreichen." Zusätzliche Halte würden Fahrgäste verärgern.

Für Bürgermeister Krügel ist das eine fatale Fehlentscheidung zulasten aller Pendler. Denn durch den anstehenden Ausbau der Autobahnen Richtung Norden werden sich nach seiner Einschätzung viel mehr Staus bilden. Weil aber die Regionalbahn, die jetzt regelmäßig in Tornesch hält, bereits voll ausgelastet ist, wird kein Pendler vom Auto auf die Bahn umsteigen - und Tornesch sei schließlich mit einem Einszugsbiet von 35 000 Einwohnern so groß wie Itzehoe.

Um der Forderung nach mehr und besseren Zügen Nachdruck zu verleihen, will der Umweltausschuss der Stadt Tornesch eine Erklärung verabschieden. Das Thema steht auf der Tagesordnung zur Sitzung, die am Donnerstag, 4. November, um 19.30 Uhr im Rathaus beginnt.

Auch von seiner Uetersener Amtskollegin Andrea Hansen wird Krügel in dieser Angelegenheit voll unterstützt. Sie reiste mit zu einem Abstimmungsgespräch im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr - einziger Hoffnungsschimmer: Wenn Hamburg zustimmt und mitfinanziert, werden mehr Regionalbahnen zum Hauptbahnhof durchfahren.

Zurzeit fahren morgens und nachmittags immerhin drei Regionalbahnen bis zum Hauptbahnhof. Wenn das regelmäßiger geschieht, wäre das für Bianca Wilhelmsen (21) schon die Lösung ihrer Probleme. Sie ist als Zeitarbeiterin im Einsatz und muss oft über den Hauptbahnhof ihren Arbeitgeber erreichen. In der Regel muss sie dafür in Pinneberg umsteigen und warten, warten, warten . . .