Nach immer mehr Beschwerden aus dem Dorf: Verbandsdirektor will 2010 zwei Abluftwäscher gegen Biofilter austauschen, um das Problem zu lösen.

Hetlingen. Anfang der 90er-Jahre musste der Abwasser-Zweckverband (AZV)den Hetlingern Hunderttausende Mark zahlen - als Ausgleich für den vom Gericht festgestellten "enteignungsgleichen Eingriff" durch unzumutbaren Gestank. Danach bekam der Verband das Geruchsproblem, hauptsächlich durch eine andere Schlammaufbereitung in den Griff. Doch jetzt wächst die Belastung wieder. Weil die Gerüche mehr und mehr zunahmen, fühlte die Gemeinde den Verantwortlichen während einer Info-Veranstaltung auf den Zahn. Besserung ist für 2010 in Aussicht, weil in Luftwäscher auf biologischer Basis investiert werden sollen.

Verbandsdirektor Lutz Altenwerth räumt die Probleme unumwunden ein, die zweierlei Ursachen hätten. Zum einen entströmt den Sammler-Leitungen zwischen Holm und Hetlingen ein übler Odem. "Das fiel insbesondere im vergangenen Sommer auf, der sehr trocken war", sagt Altenwerth. Abwasser aus entfernter liegenden Kommunen des Einzugsgebietes, das sich bis nach Kaltenkirchen erstreckt, stinkt im Laufe der langen Reise zunehmend stärker. Und wenn kein Regen fällt, ist die Brühe umso konzentrierter. Diese Schwierigkeit soll beseitigt werden, indem künftig Metallsalze hinzu gegeben werden, die den Geruch bekämpfen.

Aufwändiger gestaltet sich die Sache beim Gestank, der durch die Aufbereitung direkt auf dem Werksgelände anfällt - und das verschärft seit 2004. Gemeinderat Ralf Hübner, Vorsitzender des Umweltausschusses, kritisierte: "Vier Jahre wussten Sie, warum es stinkt und haben uns nichts gesagt. Stattdessen sollten wir brav anrufen und mussten uns im Extremfall vorm Gestank ins Haus flüchten. Wir erwarten, dass jetzt alle offensichtlich unzureichenden Abluftwäscher ausgetauscht werden."

"Wir haben durch Beschwerden der Bürger, um die wir immer gebeten haben, Ende 2005 Hinweise gehabt, dass die Abluftwäscher nicht funktionieren", sagt Altenwerth. Dann seien zunächst Versuche mit den auf chemischer Basis arbeitenden Systemen gefahren worden - ohne viel Veränderung.

Im Anschluss daran habe man auf einen Systemwechsel hin zu biologisch arbeitenden Filtern gesetzt. Dabei werden nicht mehr Chemikalien beigemischt, die die Geruchsstoffe neutralisieren sollen, sondern Bakterien, die auf Kokosmatten, Holz- und Rinderhäcksel leben, fressen gewissermaßen den Gestank auf. "Diese Methode funktioniert bei unseren Belebungsbecken bereits gut", so Altenwerth. Allerdings hätten ebenfalls zunächst Versuche laufen müssen, bis eine kleinere Anlage in Betrieb genommen wurde. Um das Problem endgültig zu lösen, müssen zwei größere Systeme eingerichtet werden.

"Die nötigen Mittel haben wir in unserem Wirtschaftsplan-Vorschlag fürs kommende Jahr angesetzt", sagte der Klärwerksleiter. Etwa eine Million Euro wird der Bau kosten - kein Pappenstiel, aber angesichts der 15 bis 20 Million Euro, die jährlich in der Anlage an der Elbe investiert werden, sei es "zu wuppen" so Altenwerth. Gebührenerhöhungen allein aus diesem Grund werde es nicht geben. Auch in punkto Information der Bürger gelobte Altenwerth Besserung.

Insgesamt müssen in Hetlingen Abwassermengen aufbereitet werden, die den Werten von 760 000 Einwohnern entsprechen. Die Hälfte davon sind aber nur tatsächlich Menschen - die andere Hälfte sind Abwässer von Unternehmen, die in diese Maßeinheit umgerechnet werden.