Tiere zerpflücken Kränze und Gestecke. Als die Verwaltung eine Jagd plante, zerstörten Unbekannte Zäune des Friedhofs.

Wedel. Die Situation auf dem Wedeler Waldfriedhof spitzt sich zu. Nachdem die Friedhofsverwaltung für kommenden Sonnabend eine Jagd auf dort lebendes Rehwild angesetzt und dies auf Schildern mitgeteilt hatte, wurden in der Nacht zum Dienstag von Unbekannten Maschendrahtzäune auf einer Länge von rund 150 Metern zerstört. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Aussagen zu möglichen Tätern gibt es zwar nicht, aber die zeitliche Nähe der Ereignisse deutet darauf hin, dass es sich um militante Tierschützer handelt.

Wegen dieser Zerstörung ist nach Angaben von Friedhofsverwalter Christoph Stapel die für Sonnabend geplante Jagd inzwischen abgesagt worden.

Laut Stapel treffen zahlreiche Beschwerden gegen die Jagdaktion bei der Friedhofsverwaltung ein. Doch der Verwalter weiß sich gegen die Herde von mindestens sechs Rehen nicht mehr anders zu helfen. Für die Tiere ist das rund 13 Hektar große Gelände im Nordosten Wedels wie ein Schlaraffenland.

Sie fressen Blumen und ruinieren die Gräber. Ob Sträuße oder Gestecke, ob Stiefmütterchen, Rosen oder Begonien - das Wild macht vor nichts halt. Trauernde, die nur einen Tag nach der Beerdigung eines lieben Angehörigen das Grab besuchten, mussten entsetzt feststellen, dass Kränze kahl gefressen wurden.

"Wir haben es mit Wildverbissmittel versucht, Angehörige probierten Buttermilch und blitzende CDs in Bäumen aus - nichts zeigte Wirkung", sagte Stapel. Einzäunen half ebenso wenig wie ein Vertreibungsversuch, weil die Rehe auf dem Gelände immer genug Deckung vor den Amateur-Treibern fanden. Da die Schäden durch das Wild erheblich zunahmen, seitdem die Pinneberger Zeitung im Frühling als erste darüber berichtete, wollte Stapel jetzt die Notbremse ziehen. Er beantragte beim Kreis eine Abschuss-Erlaubnis. Die wurde auch umgehend erteilt - die Jäger wollten sich deshalb der Sache annehmen. Das ist nur erst einmal vom Tisch.

"Aufgrund der Zerstörungen mussten wir die Jagd abblasen. Wie wir weiter verfahren, werden wir mit der Jägerschaft klären", so Stapel. Nach seinen Angaben sei es ein erheblicher Aufwand, die gründlich zerstörten Zäune zu reparieren - die müssten quasi neu errichtet werden. Neben den Kosten in vierstelliger Höhe werde die Reparatur bis Sonnabend auch zeitlich nicht zu schaffen sein.

Und ohne eine neue Umzäunung wäre die Jagd sinnlos, weil ständig wieder von außen neue Tiere eindringen könnten. Jetzt bestehe obendrein noch die Gefahr, dass Wild aus dem nahen Klövensteen zuwandert. Und da könnte es für den Friedhof noch schlimmer kommen, als durch das Rehwild, denn Wildschweine richten erheblich größeren Schaden an.