Bürgermeister der ehemaligen Kaufhaus-Standorte suchen jetzt intensiv nach neuen Betreibern.

Elmshorn. Die vergilbten Hertie-Fahnen flattern träge im Wind, das Ausverkauf-Schild prangt noch an der Fassade. Vor der verschlossenen Eingangstür im Vorbau stinkt es nach Urin. Wer durch die notdürftig verklebten Schaufensterscheiben blickt, sieht im trüben Licht der Notbeleuchtung ein Durcheinander leerer Regale. Das seit dem 15. August geschlossene Warenhaus, einst der Magnet im Zentrum Elmshorns, bietet ein tristes Bild. Und das wird sich so schnell nicht ändern.

"Wir brauchen den Leuten keinen Sand in die Augen zu streuen: Dieses Jahr wird es mit der Neueröffnung nichts mehr", sagt der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Becken. Er traf sich am Freitag mit den Bürgermeistern der Städte in Schleswig-Holstein mit ehemaligen Hertie-Kaufhäusern. Ergebnis: Die Runde will sich nicht mehr allein auf das Konzept von Hansekontor verlassen. Wie berichtet, wollte das Flensburger Unternehmen neun Filialen der insolventen Kaufhauskette in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen übernehmen und noch im November wiedereröffnen.

Weil sich die Flensburger bisher auf der Suche nach Kreditgebern schwer taten, hatte noch vor der Wahl Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) versprochen, Kontakte zu Banken zu vermitteln. "Wir haben in dieser Woche mit Hansekontor gesprochen", berichtet Becken. Doch konkrete Aussagen zum Sachstand und zu den Erfolgsaussichten habe es weiterhin nicht gegeben. Auch auf Anfrage der Pinneberger Zeitung war das Unternehmen gestern zu keiner Stellungnahme bereit. Zuletzt hatte Hansekontor lediglich verkündet, weiter an der Sache dran zu sein, ohne in Details zu gehen.

Kein Wunder, dass sich die Zweifel an der Realisierung dieser Pläne mehren. "Wir als Stadt werden jetzt die Arbeit an einer eigenständigen Lösung für Elmshorn intensivieren", kündigt Becken an. Nach seinen Angaben gebe es mehrere ernst zu nehmende Interessenten für das Hertie-Objekt, das weiter als regionales Warenhaus oder nach einem aufwendigeren Umbau als Shop-in-Shop-Konzept geführt werden könnte. Auch mit möglichen regionalen Investoren für eine Umgestaltung der Immobilie solle nun gesprochen werden.

Becken: "Wir brauchen eine gute, zukunftsorientierte und belastbare Lösung." Dafür müsse man auch bereit sein, etwas Zeit zu opfern. So könnte sich ein Einzelhandelsgutachten, das den geplanten neuen Stadtteil Vormstegen untersuchen soll, auch mit der Innenstadt und damit der Hertie-Brache befassen.

Laut Becken versucht die Stadt außerdem, Kontakt mit dem englischen Eigentümer der Hertie-Immobilie herzustellen. "Das ist leider mehr als kompliziert", bedauert der städtische Wirtschaftsförderer.