CDU gewinnt Wahlkreis Elmshorn nach 42 Jahren erstmals wieder direkt. Während die Genossen nach den Gründen für das Desaster suchen, feiern CDU und Grüne ihre neuen Mandatsträger.

Elmshorn/Pinneberg/Halstenbek. Begräbnisstimmung am Wahlabend bei den SPD-Partys, Jubel dagegen bei der CDU. Während die einen bis tief in die Nacht feierten, verschlechterte sich bei den Kontrahenten das Befinden von Stunde zu Stunde.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann, der auch Ortsvorsitzender in Elmshorn ist, und seine Landtagskollegin Siegrid Tenor Alschausky verfolgten fassungslos die Ergebnisse der Auszählungen im Stammlokal "Im Winkel". "Ich fürchte, es werden sich noch viele über Schwarz-Gelb wundern", sagte Rossmann. Und fügte hinzu: "Wir sind als einzige in der großen Koalition abgestraft worden." Einen kleinen Lichtblick gab es dennoch. Rossmann konnte zwei neuen Mitgliedern ihre Parteibücher übergeben - Susanne Birke, Tochter des SPD-Kreischefs Hannes Birke, und Peter Hansen, Sohn des ehemaligen Elmshorner Bürgervorstehers. Gefragt nach dem Wahlergebnis, schluckte Susanne Birke und nannte es desaströs. Hansen: "Mir fehlen die Worte."

Siegrid Tenor-Alschausky musste bis 2.13 Uhr warten, bis ihre Niederlage im Wahlkreis 25 (Elmshorn) feststand - als letztes Ergebnis kreisweit. Sie wird jedoch über die Landesliste wieder in das Parlament an der Kieler Förde einziehen. Die Sozialdemokratin kommentierte das Ergebnis mit Galgenhumor: "Ich freue mich schon auf die neue schwarz-gelbe Landesregierung." Auch die werde nicht konfliktfrei arbeiten. Möglicherweise werde sich Carstensen noch nach der SPD zurücksehnen.

Von seinem Erfolg erfuhr CDU-Kontrahent Michael von Abercron erst am frühen Morgen. Aber als er gegen 0.30 Uhr die CDU-Fete im Elmshorner CCE verließ, "war der Vorsprung schon so deutlich, dass ich von einem Sieg ausgegangen bin". Von Abercron weiter: "Diesen Wahlkreis hat zuletzt 1967 Günter Friedrich für die CDU gewonnen." Der 57-Jährige lag sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen vorn - und das nicht nur im gesamten Wahlkreis, sondern auch in der traditionell "roten" Stadt Elmshorn. "Nach Jahren der Niederlagen tut uns das gut. Das zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt."

Von Abercron, seit sechs Jahren CDU-Chef in Elmshorn, macht die gute Arbeit seines Wahlkampfteams sowie seinen Wahlkampf für den Erfolg verantwortlich. So war er mit seinem "Wa(h)lmobil" durch die Stadt getourt - und hatte stark auf das Internet gesetzt. Auf seiner Homepage, bei "YouTube" und "Facebook" zeigte er sich in Beiträgen, in denen er unter dem Titel "Laberkorn und . . ." Dittsche alias Olli Dittrich imitierte, in Montur ein Bad in der Krückau nahm oder über Innere Sicherheit sprach, während sich im Hintergrund ein Überfall ereignete. "Ich habe versucht, ernste Themen humorvoll zu verpacken." Ansprüche in Kiel will der Fraktionsneuling, der seinen Job als Büroleiter im Umweltministerium aufgeben wird, nicht stellen.

Dank Platz 11 auf der Landesliste bleibt auch Bernd Schröder (SPD) im Landtag, auch wenn er seinen Wahlkreis verlor. "Das trifft mich hart", so der SPD-Politiker, der mit den Genossen im VfL-Heim die Wahlnacht verbrachte. Er habe "bis zur letzten Minute gehofft", den Wahlkreis zum vierten Mal seit 1996 zu gewinnen. "Es tut weh, nach Jahren erfolgreicher Arbeit einfach so abgeschossen zu werden, zumal die Resonanz während des Wahlkampfes auf der Straße sehr positiv war. Aber offensichtlich konnte ich den Trend nicht aufhalten." Das schaffte auch Thomas Hölck in den Elbmarschen nicht, der mit Platz 27 auf der Landesliste auch höchstens als Nachrücker nach Kiel darf.

Für die Grünen war der Trend derart positiv, dass die Halstenbeker Fraktionschefin Ines Strehlau überraschend über Platz elf der Landesliste ein Mandat an der Förde ergatterte. Schon gestern nahm die 50-Jährige an der ersten Fraktionssitzung in Kiel teil. Die Lehrerin will sich künftig auf die Landespolitik konzentrieren und dort vor allem "bildungspolitisch etwas bewegen". Den Fraktionssitz in Halstenbek will Ines Strehlau abgeben, das Mandat in der Gemeindevertretung vorerst behalten.