Fachkundige Unterstützung gibt Annette Schlapkohl, die in Rellingen und Uetersen ähnliche Projekte betreute.

Halstenbek. Sie wühlen in alten Chroniken, befragen Nachbarn und Familienangehörige, suchen Zeitzeugen und durchflöhen, wenn es gestattet ist, auch vergilbte Fotoalben: Ein Dutzend Frauen aus dem Halstenbeker Geschichtsatelier ist dabei, Schicksale und Lebensläufe von Geschlechtsgenossinnen aus der Baumschulgemeinde zu erforschen und aufzuschreiben.

Die Recherchen laufen seit März. Angeregt wurde das Thema von der Gleichstellungsbeauftragten Celia Letzgus. Fachkundige Unterstützung gibt die Historikerin Annette Schlapkohl, die schon in Rellingen und Uetersen ähnliche Projekte betreute. Einmal monatlich kommen die Freizeit-Forscherinnen zusammen, um im Rahmen einer Redaktionskonferenz ihre Ergebnisse vorzustellen, Texte zu bearbeiten und Informationen auszutauschen.

Bis jetzt hat das aktive Team des Geschichtsateliers 14 Frauenschicksale erforscht. Dabei geht es den Hobby-Historikerinnen nicht darum, besonders prominente Zeitgenossinnen vorzustellen, sondern Frauen mit ungewöhnlichen Lebensläufen zu porträtieren.

Zu ihnen gehört die Halstenbeker Totenfrau. Dora Heins, älteste von vier Schwestern, hatte Mitte des 19. Jahrhunderts die Aufgabe, die verstorbenen Bürger herzurichten, damit sie im Haus ihrer Angehörigen für die Abschiedszeremonie aufgebahrt werden konnten. Wie schon aus praktischen Erwägungen naheliegend, arbeitete Dora Heins eng mit einem Sargtischler zusammen. Bei der Recherche gab es große Unterstützung vom alt eingesessenen Bestattungsunternehmen Dohrmann.

Eindrucksvoll auch der Lebenslauf von Maria Bohlen, die als Waisenkind in Quickborn aufwuchs, mit 21 Jahren einen Halstenbeker heiratete und vor dem Ersten Weltkrieg mit ungeheurer Energie eine Forstbaumschule aufbaute. Maria kümmerte sich um die Schreibarbeiten im Baumschulkontor, rechnete Löhne ab und brachte es mit ihrem Mann und vier Kindern zu eindrucksvollem Wohlstand, der unter anderem an zwei großen Baumschulervillen zu erkennen war. Maria Bohlen hatte unkonventionelle Gewohnheiten: Sie rauchte wie ein Schlot und verstand es auch, kräftig Skat zu dreschen.

Doch auch Lebensläufe aus der Gegenwart sollen erarbeitet werden: Eine aktuelle Kandidatin ist Kantorin Monica Lundbeck, die seit mehr als 40 Jahren in der Erlöserkirche tätig ist.

Am Montag, 21. September, laden die Hobby-Forscherinnen zum Erzählcafé in die DRK-Begegnungsstätte, Schulstraße 10, ein. Dort werden von 16 Uhr an die bisher recherchierten Porträts vorgestellt. Dabei hoffen die Autorinnen auf weitere Anregungen. Später soll die Sammlung in einer Ausstellung präsentiert und als Broschüre veröffentlicht werden.