Rote Schirme vor dem abgewirtschafteten Hertie-Kaufhaus in Elmshorn. Nur einen Steinwurf vom Karl-Marx-Platz entfernt macht Oskar Lafontaine Wahlkampf auf dem Alten Markt.

Elmshorn. Der Bundesvorsitzende der Partei "Die Linke", Ex-SPD-Chef und Ex-Finanzminister mobilisiert das Volk. Etwa 400 Zuhörer haben sich am Vormittag an der Nikolaikirche versammelt.

Lafontaine gibt das Gedränge Auftrieb. "Ich hatte nur mit 50 Gästen zu dieser frühen Stunden gerechnet," scherzt der Saarländer. Sein Rundumschlag gegen "die etablierten Parteien", zu denen er auch die Grünen zählt, kommt an beim Publikum, in dessen Reihen viele nicht Etablierte zu erkennen sind.

Das Patentrezept des Wahlkämpfers: Alle anderen Parteien abwählen, denn nur die Linke macht alles richtig. Lafontaine plädiert für Volksentscheide und fordert unverhohlen zum politischen Streik auf - wie in Frankreich. Hartz IV habe die Gewerkschaften geschwächt, "eine Rutschbahn der Löhne" ausgelöst und das Arbeitslosengeld ausgehöhlt. Wenn ein Ingenieur die gleiche Unterstützung erhalte wie ein Hilfsarbeiter, könne dies nicht in Ordnung sein. Lafontaine warnt vor der "verhängnisvollen Privatisierung" bei Bahn, Stadtwerken und Krankenhäusern: "Das führt zu schlechteren Leistungen bei schlechteren Löhnen." Er geißelt die Macht der Banken, die Parteispenden der Konzerne und Versicherungen - "auch an die Grünen" und empfiehlt, solche Zahlungen zu verbieten. Lafontaine wundert sich, dass es von 1000 Euro Verdienst in Deutschland 400 Euro Rente gibt, in Dänemark jedoch umgerechnet 1200 Euro.

Dann Afghanistan: Lafontaine zitiert Helmut Schmidt, der gesagt habe, "dort hätten wir nichts zu suchen". Er vermisst Willy Brandts Forderung nach Gewaltverzicht und sagt, jeder getötete Taliban erhöhe die Zahl neuer terroristischer Kämpfer.