Ein perfides Spiel: Wenn das Opfer bei einem angedeuteten Faustschlag zuckt, wird er gnadenlos verprügelt.

Elmshorn. Zwei Jahre lang ist ein jetzt 15 Jahre alter Schüler in Elmshorn von drei Mitschülern fast täglich drangsaliert, schikaniert, eingeschüchtert und verprügelt worden. Jetzt hielt der Junge den psychischen und körperlichen Druck nicht mehr aus und offenbarte sich einem Lehrer. Die Schulleitung reagierte überrascht und erwägt, den 16 Jahre alten Haupttäter von der Schule zu verweisen. "Das geht nicht so schnell", sagt Schulleiter Claus Carstens von der Gemeinschaftsschule Langelohe.

Der 16-Jährige und seine zwei Jahre jüngeren Komplizen sind bereits mehrfach straffällig geworden. Nun erwartet sie ein Strafverfahren wegen Körperverletzung. Über die disziplinarischen Maßnahmen in der Schule entscheidet die Klassen- und Lehrerkonferenz, sagt Carstens.

Für die Polizei stellt sich dieser Fall als ein besonders übles Beispiel von Jugendkriminalität dar. So trieb das kriminelle Trio ein perfides Spiel mit seinem Opfer. Die Täter lauerten dem 15-Jährigen auf dem Schulhof sowie auf seinem Nachhauseweg auf, kreisten ihn ein, bauten sich vor ihm auf und drohten ihm. Einer tat dabei so, als ob er zuschlagen würde und stoppte abrupt die Bewegung, bevor die Faust das Gesicht traf. Wenn sich der eingeschüchterte Junge rührte oder zusammenzuckte, hatte er "verloren" und wurde zusammengeschlagen, wie die Täter der Polizei erzählten.

Sie zeigten bei ihrer Vernehmung keinerlei Reue oder Unrechtsbewusststein, schließlich hätte ihr Opfer das Spiel auch "gewinnen" können, wenn er nicht "gezuckt hätte". Dieses gemeine Spiel hatte sogar einen Namen. Sie nannten es "Gufeln", wie Kripochefin Anette Riege berichtet. Pech für das Opfer, dass es das fiese Spiel niemals gewinnen konnte.

Woher der Begriff "Gufeln" kommt, ist der Polizei nicht klar. Auch die Täter erklärten dies nicht. So gibt es ein Kartenspiel, das so ähnlich heißt, und im Ostfriesen-Platt wird mit "guffeln" das Lachen und Kichern bezeichnet. Im Internet kursieren die seltsamsten Beschreibungen darüber, was ein "Guffel" sei. Ob das die Jungs dazu angeregt hat, ist unklar. Beim LKA in Kiel sind derartige Fälle im Land jedenfalls bislang nicht bekannt, sagt Sprecher Stefan Jung.

Das Opfer wird jetzt vor seinen Peinigern geschützt, indem es in den Pausen im Schulgebäude bleiben dürfe und von seinen Eltern zur Schule gebracht und abgeholt werde, berichtet Carstens: "Es ist schwierig, Missetäter vom Schulhof zu entfernen." Für den Schulleiter ist dies auch "ein Vorfall, wie er an jeder Schule passiert", dass ein Kind unter anderen "zu leiden" habe. "Wenn der Junge nichts sagt, können wir nicht eingreifen. Wir können nur reagieren, wenn wir Kenntnis haben."