Die fünf Meter hohe Plattform ist schon jetzt für neugierige Gäste freigegeben. Infozentrum und Webcams folgen.

Schenefeld. Der biblische Turmbau zu Babel endete bekanntlich in einem Sprachengewirr, sodass das ehrgeizige Projekt nicht fertiggestellt werden konnte. Nicht ganz so himmelhoch hinaus wie einst in Babylon geht es beim Turmbau zu Schenefeld. Nur mal eben fünf Meter misst die Erhebung. Statt für Verwirrung zu sorgen, soll das Bauwerk Überschaubarkeit und Information bieten.

Der aus vier gelben Büro-Containern zusammengesetzte Blickpunkt ist nichts anderes als der seit langem angekündigte Aussichtsturm am Rande von Schleswig-Holsteins größter Baustelle, dem XFEL-Röntgenlaser. Auch wenn die offizielle Einweihung des Fertigteil-Monuments erst am 25. September stattfinden soll; begehbar ist der Zweckbau schon jetzt. Eine Außentreppe führt bis zum eingezäunten Flachdach. Und von dort haben die Besucher einen hervorragenden Blick über das 150 000 Quadratmeter große, mit Metallzaun und Erdwall gesicherte Baugelände am Ende der Holzkoppel.

Als einer der ersten erklomm Richard Dabelstein den Neubau. Der Schenefelder Rentner beobachtet bei seinen Fahrradtouren regelmäßig den Baufortschritt und freut sich über die neue Perspektive.

Bei der Errichtung des internationalen Wissenschaftscampus' für die Teilchenforschung wird keine Geheimniskrämerei betrieben. Weshalb auch? Immerhin sollen von 2014 an Forscher aus 13 Ländern, darunter neben vielen EU-Staaten auch aus den USA, China und Russland an den Endstationen des 3,4 Kilometer langen Beschleuniger-Tunnels tätig sein.

Weitsicht zeigt sich nicht nur auf der Aussichtsplattform. Hinzu kommt ein Informationsraum, der in der ersten Etage des Türmchens eingerichtet wird. "Dort gibt es dann auch ein Modell der künftigen Anlage und Erläuterungen zum Bauvorhaben", sagt Petra Folkerts. Die Pressesprecherin für das Großprojekt kündigte weitere Beiträge an, um die Übersicht zu verbessern: Auf dem Dachplateau soll ein kostenlos zu nutzendes Fernrohr installiert werden. Kritik an der im Vergleich zu anderen Aussichtstürmen doch relativ geringen Bauhöhe lässt Petra Folkerts souverän an sich abperlen. Die Diplom-Physikerin gibt zu bedenken, dass zu der Basishöhe von fünf Metern noch etwa 1,50 Meter hinzuzurechnen seien, um die Augenhöhe des Aussichtsuchenden zu erreichen. Und das ist sogar noch bescheiden kalkuliert. Baumlange Kerle oder Frauen im Modelformat haben einen noch besseren Überblick. Außerdem ist geplant, auf einen viergeteilten Großbildschirm die Aufnahmen von vier Web-Kameras zu übertragen.

Bei so viel Sendungsbewusstsein dürfte der touristische Andrang auf die Großbaustelle bald größere Dimensionen annehmen. Dafür ist Claudia zum Felde schon jetzt gerüstet. Nur ein paar Meter von der beschrankten Zufahrt und der Eingangskontrolle entfernt, betreibt sie einen gut sortierten Schnellimbiss. Das Angebot vom deftigen Frühstück über Klassiker aus dem Wurst- und Frikadellensortiment bis zum Mittagsmahl wird bisher vorwiegend von Brummifahrern und Bauhandwerkern genossen. Doch selbstverständlich können sich auch neugierige Baustellen-Kiebitze mit Speisen und Getränken versorgen.