Geschäftsführer Peter Tonne ist vom medizinischen Nutzen des Giftes überzeugt, dessen Protein das Blut dünnflüssiger macht.

Uetersen. Zweimal hat Peter Tonne (68) eine Schlangenfarm für medizinische Zwecke aufgebaut. Schon einmal hatte sein damaliger Arbeitgeber, die Knoll AG, die Forschungen abgebrochen und Schlangen sowie Studien in die USA verkauft. Mit seiner Nordmark (siehe Infokasten) startete Peter Tonne einen neuen Anlauf. Diesen Weg will er jetzt weitergehen, auch nach dem Ausstieg amerikanischer Investoren.

Um eigenständig mit der Wirkung des Giftes der malaiischen Grubenotter forschen zu können, muss Nordmark vom Knoll-Nachfolger Abbott und den amerikanischen Investoren die Rechte erwerben. Derzeit werde über die Formulierungen im Vertrag gerungen.

Bis Jahresende, so hofft der Nordmark-Chef, sollte der Vertrag stehen. Dann wird mit Fachleuten das Material gesichtet. Und am Ende könnten die Studien in neue Richtungen laufen. In den vergangenen Jahren ging es hauptsächlich um die Behandlung von Schlaganfallpatienten, die mit dem aus dem Schlangengift gewonnenen Protein Ancrod behandelt wurden.

Tatsächlich war in den 70er-Jahren ein Medikament aus dem Gift der Grubenotter bereits auf dem europäischen Markt zugelassen. Bei Erfrierungen und Durchblutungsstörungen sorgte das Mittel mit dem Namen Arwin dafür, dass es den Patienten besser ging. Den Anstoß dazu hatten in den 60er-Jahren Tropenärzte der Brauerei Guinness gegeben. Sie stellten bei der Behandlung von Schlangenbissen fest, dass das Gift stark auf die Blutgerinnung wirkte.

Dann der Fehler: Statt auf der genehmigten Basis das Medikament weiter zu entwickeln, gab die Knoll AG die Zulassung zurück und neue klinische Studien in Auftrag. Diese Untersuchungen brachten nicht den gewünschten Erfolg, und Knoll verkaufte Schlangen und Rechte in die USA.

Vor vier Jahren setzten plötzlich amerikanische Investoren darauf, doch noch viel Geld mit dem Mittel zu machen, dass bei Schlaganfallpatienten verstopfte Gefäße wieder durchblutet und unterversorgte Gehirn-Areale wieder mit Sauerstoff versorgt.

Peter Tonne griff die Anfrage aus den USA sofort auf und baute - unterstützt aus Amerika - eine neue Schlangenfarm auf. Das aufgereinigte Rohgift ging in die USA. Auch Nordmark investierte in das Projekt, nach eigenen Angaben mehr als fünf Millionen Euro.

Einen Tag vor Weihnachten 2008 kam das Aus.

Aus Amerika hieß es: "Wir haben kein Interesse mehr an dem Projekt" - und kein Geld dafür. Nur Dr. Peter Tonne glaubt weiter an den Erfolg. Um das finanzielle Risiko für die Nordmark bis zur endgültigen Entscheidung gering zu halten, hat das Unternehmen 1000 der 1100 Schlangen nach Tschechien verkauft. Mit einem dreiköpfigen Team werden die Schlangenfarm in Uetersen und die Hoffnung für Schlaganfallpatienten weiter aufrechterhalten.