Mit einer Aufklärungskampagne macht der Deutsche Gewerkschaftsbund derzeit auf die finanzielle Not von Arbeitnehmern aufmerksam.

Kreis Pinneberg. "Arm trotz Arbeit" zu sein, das bedeute, trotz Arbeit auf zusätzliche finanzielle Unterstützung angewiesen zu sein, so DGB-Regionsvorsitzender Uwe Polkaehn. Im Kreis Pinneberg gehöre das zum Alltag von insgesamt 4377 Menschen. Von diesen sogenannten Aufstockern arbeiteten 2475 Menschen in sozialversicherungspflichtiger, 1902 in geringfügig entlohnter Beschäftigung.

Von den 2475 Aufstockern in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Kreis Pinneberg arbeiteten 60 Prozent in Vollzeit, seien mehr als die Hälfte Frauen und 17 Prozent unter 25 Jahre, so Polkaehn mit Hinweis auf eine Studie der Agentur für Arbeit.

"Es ist ja an sich schön unwürdig, wenn Vollzeitbeschäftigte so wenig Geld bekommen, dass sie davon nicht leben können. Sie sind arm trotz Erwerbstätigkeit.

Für die Vollzeit nahen Beschäftigten mit Verdiensten über 800 Euro muss nach Berechnungen des DGB der Armutslohn im Schnitt durch Hartz IV um gut 500 Euro im Monat aufgestockt werden, damit das gesellschaftliche Existenzminimum sicher gestellt werden kann."

Allein für die Niedriglohnempfänger mit Vollzeitjob im Kreis Pinneberg müsse der Staat über Hartz IV monatlich rund 740 000 Euro zuschießen. Zusätzlich gut 700 000 Euro müssten noch einmal für die sozialversicherten Teilzeitkräfte aufgewendet werden. Polkaehn: "Insgesamt muss der Staat die Armutslöhne in unserem Kreis monatlich mit rund 1,4 Millionen Euro subventionieren und damit rund 17 Millionen Euro im Jahr aufwenden. Die Zahl der Hartz IV-Empfänger mit Minijobs ist dabei nicht einmal berücksichtigt."

Der Staat subventioniere insbesondere einzelne Branchen mit hohem Verarmungsrisiko der Erwerbstätigen. Vollzeitbeschäftigte Hartz IV-Empfänger, und damit auch die Hartz IV-Leistungen für Erwerbstätige, konzentrierten sich auf die Leiharbeitsbranche, das Gastgewerbe sowie das Verkehrsgewerbe.

Laut Gewerkschaftsbund sind im Kreis Pinneberg 121 600 Menschen abhängig beschäftigt, davon gehen 18 100 einer geringfügig entlohnten Beschäftigung nach.