Studie belegt: Nur drei Prozent der Bürger lassen sich in ihrer Entscheidung durch Schilder beeinflussen.

Kreis Pinneberg. Sie können es nicht lassen - und tun so, als hätten sie keine Wahl. Knapp sechs Wochen vor dem Wahltermin geben die Parteien, was die Werbung für ihre Kandidaten angeht, auch im Kreis Pinneberg Vollgas. Das Aufkommen an plakativer Werbung ist diesmal besonders hoch. Denn am Sonntag, 27. September, wird nicht nur über die Zusammensetzung des Bundestages, sondern - nach dem Bruch der großen Koalition in Kiel - auch über den Schleswig-Holsteinischen Landtag abgestimmt. Kein Wunder, dass in diesen Tagen Straßenränder, Fußgängerzonen und Bahnhofsvorplätze systematisch mit Stellschildern zugepappt werden.

Anders als bei kommerzieller Werbung ist das Aufstellen von Wahlplakaten auch dort kostenlos, wo sonst - wie beispielsweise in Wedel - nach einer Gebührensatzung für die Nutzung öffentlicher Verkehrsflächen kassiert wird. Unterschiedlich wird in den Kommunen auch mit der Menge an Wahlwerbung umgegangen. "Rellingen kennt in dieser Hinsicht keine Grenzen", sagt Jacqueline Petzold vom Bauamt. Für die Genehmigung muss jede Partei lediglich ein paar Euro Verwaltungsgebühr zahlen. Dann darf nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" mit der Jagd nach den besten Stellplätzen begonnen werden. In Wedel ist dagegen die Zahl der Stellschilder pro Partei auf 50 Stück beschränkt.

Am großen Kreisverkehr am Ramskamp in Elmhorn geben sich die Bundestagkandidaten Ole Schröder (CDU) und Ernst Dieter Rossmann (SPD) sogar am selben Lichtmast ein Stelldichein. Rossmanns Konterfei verfügt über ein größeres Format, dafür tanzt ihm Schröder gewissermaßen auf dem Kopf herum. Dieser akrobatische Doppeldecker ist wiederum in Rellingen untersagt.

Ausnahmslos gilt, dass keine Verkehrszeichen für Werbung in Anspruch genommen werden dürfen. Um Sichtbehinderungen zu vermeiden, sollen auch Kreuzungen und Straßeneinmündungen frei von Stellschildern bleiben. In Wedel sind auch die Bäume tabu. Ausnahmen gibt es nur, wenn zwei Schilder nach dem Sandwichsystem beiderseits der Stamms befestigt werden, ohne dass der Baum Schaden nimmt.

Generell, so Michael Zisack vom Fachdienst Straßenbau und Verkehrssicherheit des Kreises, dürfen Stellschilder nur in den Ortskernen und nicht an überörtlichen Straßen aufgestellt werden.

Sollte es doch einmal hier und da zu Sichtbehinderungen kommen, sind die Stadt- und Gemeindeverwaltungen für Hinweise dankbar.

Ob das optische Dauerfeuer der Kandidatenköpfe in Kombination mit plakativen Aussagen den Aufwand lohnt, ist höchst zweifelhaft. Eine wissenschaftliche Studie der Uni Wien ergab, dass Passanten nur ein bis zwei Sekunden lang auf ein Wahlplakat blicken. Und schlimmer noch: Nur drei Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Wahlentscheidung durch die Plakate beeinflusst werde.