Logenplätze gab es am Elbufer, an der Wedeler Feuerwache, auf den LSE-Brücken und an den Kreiseln.

Kreis Pinneberg. Die Energie, mit der gestern mehr als 22 000 Teilnehmer aller Alters- und Leistungsklassen bei den Cyclassics durch den Kreis Pinneberg radelten, hätte wohl locker ausgereicht, um diverse Mehrfamilienhäuser monatelang mit Strom zu versorgen. Vielleicht ist Kniekraft statt Kernkraft eine Alternative für den Veranstalter Vattenfall, der in jüngster Zeit mit Atomenergie wenig erfolgreich ist. Voller Energie legten sich auch die Fans ins Zeug, die vor allem in den Ortsdurchfahrten von Schenefeld, Pinneberg, Holm und Wedel die Rennfahrer aus Leibeskräften anfeuerten.

Auch wenn die ganz große Begeisterung für den Radsport vorbei zu sein scheint; Tausende Zuschauer am Straßenrand, auf Brücken und Parkplätzen hatten trotzdem ihren Spaß. Mit Tröten, Hupen, Lautsprechern, Transparenten und Postern brachten sie die vorbeirollenden Pulks der Jedermann- und Profi-Pedalisten zusätzlich in Schwung und waren höchstens mal mit Bier "gedopt".

Oft wurde der Einsatz auch zur Familienangelegenheit: "Keiner besiegt Heiner", signalisierten zwei riesige Papptafeln am Rand der Schulauer Straße. Erika Moldenhauer hatte Kinder und weitere Anverwandte mobilisiert, um Ehemann Heiner bei der 55-Kilometer-Distanz zusätzlich Beine zu machen.

Julius Bröhan freute sich über seinen Logenplatz am Wedeler Elbufer. Der Pensionär - mit 92 Jahren wohl einer der ältesten Fans - saß gemütlich im Gartenstuhl am Strandweg mit der Streckenkarte auf dem Schoß und verfolgte das Rennen. Der rüstige Ingenieur im Ruhestand aus Heidgraben wohnt jetzt in einer Wedeler Seniorenresidenz. "Bis vor drei Monaten bin ich selbst noch Rad gefahren", sagt Bröhan. Die Cyclassics lässt er sich seit Jahren nicht entgehen. Auch wenn Sohn Michael diesmal nicht mitfuhr, sondern seinen Vater begleitete.

Gleich ein ganzes Dutzend Radler hatte die Wedeler Feuerwehr auf Tour geschickt. Ehrensache für die Kameraden vor der Wache, dass sie jeden vorbeirollenden Kollegen mit Gejohle und kräftigem Tuten eines Einsatzfahrzeugs begrüßten. Doch auch die übrigen Formationen durften sich an den lautstarken Errungenschaften der modernen Feuerwehrsignaltechnik erfreuen.

Am Stadtzentrum Schenefeld feuerten die Zaungäste auf der Fußgängerbrücke sogar die verspäteten Solo-Fahrer liebevoll an.

Am Kreisverkehr in Pinneberg, wo die LSE in den Wedeler Weg mündet, war das Gedränge besonders groß. Die scharfe Biegung wurde aber von den meisten Radrennfahrern - wie die gesamte Tour - weitgehend unfallfrei bewältigt. Damit das Fahrgeschick auch ausreichend gewürdigt werden konnte, verteilte die Feuerwehr kostenlos Knarren ans Publikum. Die schnarrenden Dinger verfehlten ihre Wirkung nicht. Sogar Hunde stimmten fröhlich kläffend ein.