Das Kaufhaus am Alten Markt gibt auf. Die Hoffnung, dass Hansekontor die Filiale noch vor Weihnachten wiedereröffnet, steigt.

Elmshorn. Eine Ära geht zu Ende. Nach 33 Jahren schließt Elmshorns Kaufhaus am Sonnabend seine Türen. Was auf die Filiale der insolventen Kaufhauskette Hertie folgen soll, ist unklar. Seit gestern ist jedoch die Hoffnung ein wenig größer geworden, dass noch vor Weihnachten die 7200 Quadratmeter Verkaufsfläche wieder mit Leben erfüllt werden können

Zunächst jedoch herrscht rund um den Alten Markt gähnende Leere. Nicht nur Hertie schließt, sondern auch alle zum Komplex gehörenden Geschäfte. Der Friseur und der Schlüsseldienst sind bereits umgezogen, auch die Parfümerie Kaland hat einen neuen Standort gefunden. Apollo-Optik sucht noch nach einer Ersatzfläche. Die Bäckerei Allwörden verteilt ihre Mitarbeiter auf andere Filialen. Wie auch Janine Schulz (28), die seit drei Jahren dort tätig ist. "Ich weiß heute noch nicht, wo ich nächste Woche arbeiten werde. Das wird erst sehr kurzfristig entschieden. Es kann durchaus sein, dass meine neue Arbeitsstelle dann deutlich weiter weg ist."

Wo er künftig arbeiten wird, das weiß Hertie-Geschäftsführer Heiko Beierlein noch nicht. "Dafür habe ich noch nicht den Kopf frei." Er koordiniert seit Wochen den Totalräumungsverkauf. "Wir werden unser Ziel, die Ware nahezu auf Null abzuverkaufen, fast erreichen." Die Artikel, die noch verfügbar sind, befinden sich seit gestern alle im Erdgeschoss, die oberen Etagen sind bereits leer. Auf die Restposten gibt es 80 Prozent Rabatt. "Wir haben noch Kinderbekleidung und Markenjeans."

Heute ist Hertie noch zu den normalen Zeiten geöffnet, am letzten Verkaufstag dann noch bis in den Nachmittag hinein. "Wir werden Sonnabend nicht krampfhaft bis 18 Uhr öffnen", so Beierlein weiter. Wann die Türen für immer geschlossen werden, hänge vom Verkaufserfolg ab. Beierlein hat ein großes Lob für seine Mitarbeiter parat. "Wir hatten trotz der bevorstehenden Schließung keinerlei Ausfälle, ziehen das erhobenen Hauptes durch." Und auch die Kunden hätten dem Kaufhaus durch die gesamte Insolvenzphase bis zum letzten Tag die Treue gehalten. Einige wenige Mitarbeiter, so Beierlein weiter, hätten inzwischen eine neue Anstellung gefunden.

"Besonders freut es mich, dass wir unsere drei Auszubildenden nahtlos unterbringen konnten." Sie setzen ihre Lehre bei Arcus Sport, Teppich Kibek und im Modehaus Ramelow fort. Die verbliebenen 65 Mitarbeiter werden bis zum 24. August das Kaufhaus leerräumen, sind dann arbeitslos. Bereits ab Montag dürfte ohne Hertie die Kundenfrequenz in der Innenstadt abnehmen. Das befürchten die verbliebenen Händler. So wie etwa Hannelore Krohn (50) vom Obsthof Krohn: "Wir stehen seit elf Jahren jeden Sommer täglich hier mit unserem Obststand vor Hertie. Wir beobachten schon seit vier bis fünf Jahren weniger Kundschaft, und wir erwarten jetzt einen weiteren Umsatzrückgang. Elmshorn hat fast nur noch Handyläden und Bäckereien. Was ist hier denn schon noch, das die Leute anlocken würde?"

Für eine Wiederbelebung der Hertie-Fläche will das Flensburger Unternehmen Hansekontor sorgen, das Elmshorn und acht weitere Standorte im Norden ab Herbst wiedereröffnen will. Bei einem Treffen gestern mit Vertretern der betroffenen Städte und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen sagte Hansekontor-Geschäftsführer Mathias Hundertmark, dass er mit dem Besitzer der Immobilien über die Miethöhe sowie mit den Lieferanten handelseinig sei. Jedoch fehle noch eine Bank, die das nötige Kapital in Millionenhöhe bereitstellt.

"Wo wir unterstützen können, werden wir unterstützen", sagte daraufhin Carstensen Hilfe zu. Er nahm noch gestern Vormittag erste Kontakte zu Banken auf und versicherte, dass Wirtschaftsministerium werde den Investor bei den Gesprächen mit den Kreditinstituten unterstützen. Für Elmshorn hatte Wirtschaftsförderer Thomas Becken an dem Treffen teilgenommen. Er setzt, genauso wie die Vertreter der anderen acht Städte, voll auf Hansekontor. "Einen Plan B haben wir nicht!"