Mit diesem Projekt hat die Ambulante und Teilstationäre Suchtberatungsstelle (ATS) der Diakonie offenbar einen Nerv getroffen.

Quickborn/Tornesch. Seit 2008 wird das Programm "kleine Riesen" vom Kreis Pinneberg mit 50 000 Euro im Jahr gefördert. Und die Zahl der Kinder aus suchtgefährdeten Familien, die um Hilfe nachsuchen und an Gruppentherapiesitzungen teilnehmen, steigt rapide an. Im ersten Halbjahr haben sich 47 Kinder an die ATS-Beratungsstellen in Quickborn und Tornesch gewandt, wo das Projekt läuft, berichtet Diplompsychologin Julia Forster.

Für Quickborn bedeutet dies eine Verdopplung der Vorjahreszahlen, sagt die Projektleiterin. In Tornesch gibt es das Programm erst seit knapp einem Jahr.

In den meisten Fällen sei es der Alkoholmissbrauch ihrer Väter und Mütter, der die Kinder zu den Beratern treibt, hat Julia Forster festgestellt. "Ihre Eltern sind volltrunken und nicht mehr ansprechbar. Es kommt zu Aggressions- und Gewaltausbrüchen", beschreibt die Psychologin das heimische Szenario. Die Familienverhältnisse verwahrlosen. Die Kinder würden vernachlässigt, bekämen nichts zu essen und müssten sich weitgehend selber versorgen. Das überfordere die Kinder. Sie litten unter Trennungsängsten. Manche würden nachts im Schlaf ins Bett nässen ob der verzweifelten und hoffnungslosen Lage zu Hause.

In den Beratungsstellen erhalten diese oft traumatisierten Kinder fachliche Unterstützung. Manche sind erst sieben Jahre alt, erzählt Julia Forster. Es werde versucht, auf spielerische Art an die Kinder heranzukommen und ihnen Strategien zu zeigen, wie sie die persönliche Konflikte bewältigen könnten, berichtet die Psychologin. Neben diesen Einzelgesprächen helfen auch die Gruppentherapie-Sitzungen, an denen inzwischen 23 Kinder in Quickborn und Tornesch teilnehmen. Dort erfahren die Kinder von anderen Betroffenen in ihrem Alter, wie sie mit der Sucht ihrer Eltern klarkommen.

"Das hilft den Kindern, die Probleme zu bewältigen. Das Bettnässen hört auf", sagt Julia Forster.

"Das Projekt 'Kleine Riesen' will dazu beitragen, den Suchtkreislauf, der in Familien häufig über mehrere Generationen besteht, zu durchbrechen", erklärt ATS-Leiter Hans-Jürgen Tecklenburg. Dazu müsse es gelingen, das Schamgefühl der Eltern zu überwinden, was oft nicht ganz leicht sei.

Kontakt: dienstags von 15 bis 16 Uhr in der ATS Tornesch, Telefon: 04122/960 040, donnerstags von 15 bis 16 Uhr in der ATS-Quickborn, Telefon: 04106/6 00 00 oder per E-Mail.

sucht.tu@ats-sh.de