Der Landesrechnungshof hat sich für nächste Woche im Pinneberger Kreishaus angesagt. Das Eigenkapital des Konzerns ist fast aufgezehrt.

Kreis Pinneberg. Fieberhaft werden derzeit in der Kreisverwaltung alle möglichen Bilanzen und Zahlen der finanziell angeschlagenen Regio-Kliniken aufbereitet, um privaten oder kommunalen Investoren Grundlagen für ihre Angebote zu erstellen. Zweiter Grund: Nächste Woche hat sich der Landesrechnungshof im Kreishaus angesagt, um Licht ins Dunkel um das Millionendefizit zu bringen.

Und das ist offenbar viel größer als erwartet. Bislang stehen für 2008 rund neun Millionen Euro und für 2009 etwa sechs Millionen Euro "Miese" im Raum - insgesamt rund 16 Millionen Euro. Wie die Pinneberger Zeitung erfuhr, soll schon im Jahr 2007 ein Fehlbetrag von 460 000 Euro zu Buche stehen, zu dem allerdings noch sogenannte Verlustvorträge vergangener Jahre in Höhe von 3,8 Millionen Euro kommen - macht insgesamt 4,3 Millionen Euro. Unterm Strich dürften damit beim Konzern Regio-Kliniken, zu dem neben den Kliniken auch die anderen Tochterunternehmen von den Pflegediensten bis zu den Medizinischen Versorgungszentren gehören, von 2007 bis 2009 Verluste in Höhe von insgesamt knapp 20 Millionen Euro auflaufen.

Der finanzielle Abstieg des Konzerns ist dramatisch. Stand 2005 laut Unternehmensregister, das im Internet veröffentlicht wird, noch Konzern-Eigenkapital - letztlich finanziert aus Steuergeldern - von rund 20,5 Millionen Euro zu Buche, hat sich dies im Laufe von nur vier Jahren quasi aufgelöst. Bereits 2006 wiesen die Abschlussprüfer auf die fehlende Liquidität der Regio-Kliniken hin und mahnten die "Zuführung von Eigenkapital" an. Daran hat sich nichts geändert.

Die Aufklärung der Verantwortlichkeit von Politik und Aufsichtsrat inklusive dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Grimme ist eine Handlungsschiene, die möglicherweise sogar noch die Gerichte beschäftigen wird. Nach Einschätzung von Grimme funktionierte das "Frühwarnsystem" bei Berichtswesen und Controlling nicht, ein kompletter Neuaufbau sei nötig gewesen, daher lägen auch noch nicht alle Zahlen vor. Die erste Folge des Desasters ist bekannt: Geschäftsführer Alexander Schlick musste gehen.

Auf der anderen Seite steht die Notwendigkeit, die Kliniken umgehend mit frischem Kapital zu retten. Ob das private oder kommunal organisierte Investoren sein sollen, ist heftig umstritten. Am Montag will das Bündnis "Pro Regio" ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Kliniken in kommunaler Verantwortung starten.