Jetzt wird gesetzlich vorgeschrieben, dass bei Neuanpflanzungen auf öffentlichem Areal nur Gehölze verwendet werden dürfen, die aus diesem Gebiet stammen.

Kreis Pinneberg. Bei den Baumschulen im Kreis Pinneberg herrscht blankes Entsetzen nach der Entscheidung des Bundestages, im Rahmen einer Novellierung des Umweltrechts den überregionalen Handel mit Gehölzen drastischen Einschränkungen zu unterwerfen. Es wird gesetzlich vorgeschrieben, bei Neuanpflanzungen auf öffentlichem Areal nur Gehölze zu verwenden, die aus diesem Gebiet stammen. Einziger Trost: Das Gesetz hat eine Übergangsfrist von zehn Jahren.

Die Eiche einer Baumschule im Kreis Pinneberg dürfte damit nicht mehr nach Stuttgart oder München geliefert werden - außer sie ist nachweislich aus dem Saatgut der gewünschten Region aufgezogen worden. Den Befürwortern geht es dabei um den Erhalt der Gen-Vielfalt. Sie wollen verhindern, dass "alles gleich aussieht von Kiel bis München", so Frank Klingenstein vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn.

Dieser Nachweis sei aber gar nicht möglich, kritisieren die Baumschuler. Woher solle man wissen, ob die Pflanze, der in Bayern Samen entnommen wurde, nicht ursprünglich aus Niedersachsen stamme. Zudem sorgten Tiere und Wind dafür, dass der Samen über behördlich verordnete Grenzen hinweg transportiert werde.

Die wirtschaftlichen Folgen seien nicht auszudenken, so Karl-Heinz Plum, Präsident des Bundes der Baumschulen (BdB) in Pinneberg, wenn sich die für die deutsche Baumschulwirtschaft existenziell wichtigen europäischen Abnehmerstaaten zu ähnlichen Regelungen entschließen sollten. Dann brächen diese Auslandsmärkte zusammen. Von 30 Prozent Umsatzeinbußen ist bereits die Rede, die Folgen für die Jobs bei den Baumschulen sind nicht absehbar.

Der Bundestagsabgeordnete Ole Schröder (CDU) macht die SPD und vor allem den "Blockierer" Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) verantwortlich. Die Neuregelung bedeute Kleinstaaterei innerhalb Deutschlands, wie man sie nur aus vorherigen Jahrhunderten kenne. Das Gesetz sei so nicht umzusetzen, es fehle beispielsweise an Vorgaben, wie die geforderten Unterscheidungen zwischen Exemplaren derselben Baumart vorzunehmen sind. Ebenso unklar sei, welche Herkunftsregionen man innerhalb Deutschlands zu unterscheiden habe.

Politische Schuldzuweisungen gingen ins Leere, so Ernst Dieter Rossmann (SPD), da CDU und SPD das Gesetz gemeinsam verabschiedet hätten. "Die Interessen gingen dabei allerdings quer durch die Republik". Am Ende habe eine "nicht nachvollziehbare Uneinsichtigkeit" des Lagers gestanden, das die neue Regelung durchgesetzt habe. "Absurd" findet Rossmann die regionale Abschottung, da beispielsweise Privatgärten von der Regelung gar nicht betroffen seien.